Bin eigentlich etwas überrascht vom Nordex Kursverlauf. Vor genau einem Monat lag die Nordex Aktie bei 18,20 € und aktuell nach Ankündigung der großen KE nur ein 1 € tiefer. Wobei ich glaube, ja ich weiß, dass glauben eigentlich in die Kirche gehört und nichts mit Börse zu tun hat, dass erst ab kommender Woche klar sein wird wie es zumindest kurzzeitig mit der Aktie weier gehen wird. Dann wird die Nordex Aktie wieder freie Fahrt haben und dann ist auch diese Mischbewertung mit den Bezugsrechten weg.
Ich bin nach der Ankündigung der großen Kapitalerhöhung erstmal aus Nordex raus, da ich wirklich keinen Plan habe wie es mit der Nordex Aktie in den ersten 2,3 Tagen in der kommenden Woche nach Beendigung der Kapitalerhöhung zunächst mal temporär weiter gehen könnte. Somit ist die Nordex Aktie eigentlich für mich kurzzeitig eine Black Box. Hier meine ich den Kursverlauf nicht das Unternehmen Nordex.
Ich bin weiterhin aber sehr zuversichtlich zu Nordex, denn ich bin absolut überzeugt davon, dass die Nordex Strategie mit dem massiven Ausbau der indischen Gondelfertigung und die deutliche Erhöhung der Rotorblattproduktionen im letzten Jahr peau a peau positive Wirkung zeigen wird bei der Gewinnmargenentwicklung. Flankiert wird das Ganze noch meiner Einschätzung nach mit der Zunahme der margenstarken Delta4000-Reihe (2020 Anteil: 32%, 2021 Anteil rd. 65%, 2022 Anteil aktuell bei 90%).
Durch die große Kapitalerhöhung bekommt Nordex dazu noch eine viel größere finanzielle Flexibilität rein und die sollte dafür sorgen, dass Nordex trotz einer nur geringen Nettofinanzverschuldung im Jahr die Zinsaufwendungen doch deutlich senken kann. Nordex muss derzeit etwas über 100 Mio. € an Zinsen im Jahr berappen. Diese notwendige Finanzflexibilität wurde wohl von Nordex etwas unterschätzt, denn Nordex bearbeitet mittlerweile viel mehr Projekte über 300 MW, als das noch vor 2 Jahren der Fall war und diese Vor/Zwischenfinanzierungen inkl. Bürgschaften scheinen wohl recht teuer zu sein. Aktuell hat Nordex 8 Projekte in der Bearbeitung die größer 300 MW sind. Die 3 größten Projekte sind "MacIntyre" (Australien) mit 924 MW, "Ventos de Santa Eugenia" (Brasilien) mit 519 MW und "Nysäter" (Schweden) mit 475 MW. Durch die große Kapitalerhöhung wird Nordex mit Sicherheit bei den Zinsaufwendungen einiges einsparen können und das wird sich dann direkt auf den Nettogewinn bzw. beim EPS positiv niederschlagen.
So jetzt aber weg von meinen Einschätzungen hin zu den Analysteneinschätzungen, denn die sind mal gar nicht so schlecht.
Von den Analysten wird ein Q2-Umsatz von 1,24 Mrd. € erwartet (Q1 2021: 1,25 Mrd. €) bei einer deutlich besseren EBITA-Marge gg. Q1 mit 4% (Q1 EBITA-Marge: 0,8%). Mit dem von den Analysten erwarteten EBITA von 50 Mio. € wird es aber nicht ganz reichen, dass Nordex schon in Q2 in die Gewinnzone kommen wird. Auf Nettobasis wird von den Analysten von einem kleinen Nettoverlust von 5 Mio. € ausgegangen (Q1: - 55 Mio. €).
Für das 2. Hj. sind die Analysten zu den Nordex Margen sehr zuversichtlich. Wie ich auch. Zumal im 2. Hj. der Anteil der margenstärkeren Delta4000 Reihe weiter zunehmen wird (1. Hj. ca. 1.550 MW Delta4000 bzw. einen Anteil von 55% - 2. Hj. ca. 2.600 MW Delta4000 bzw. einen Anteil von 72%), fast keine Altaufträge aus dem Jahre 2018 mehr abgearbeitet werden müssen im Gegensatz zum 1. Hj. und die neuen N149 Rotorblattproduktionen in Mexiko und Spanien zunehmend effizienter werden sollten inkl. eines größeren Ausstoßes. Dazu kommt noch, dass ab dem 2. Hj. Nordex aus der neuen indischen Rotorblattproduktion von TPI Composites N149 Rotorblätter beziehen wird.
Vom Umsatz her erwarten die Analysten im 2. Hj. ein ganz ähnliches Niveau wie im 1. Hj.. Es wird im 2. Hj. von den Analysten ein Umsatz von 2,63 Mrd. € prognostiziert (1. Hj.: 2,5 Mrd. €). Ich gehe jedoch nach meiner 2021er Nordex Pipeline (6,4 GW) von um die 2,8 Mrd. € Umsatz im 2. Hj. aus. Damit dürfte der 2021er Umsatz zwischen 5,2 bis 5,3 Mrd. € liegen Die Analysten erwarten einen 2021er Umsatz von 5 bis 5,1 Mrd. €. Beim EBITA gehen die Analysten von einem großen Sprung aus mit einem 2. Halbjahres EBITA von 197 Mio. € bzw. einer EBITA-Marge von 7,5% (Q3: 9,4% / Q4: 5,8%). Für das 2. Hj. wird ein Nettogewinn von 87 Mio. € von den Analysten erwartet und der wird dann den Nettoverlust vom 1. Hj. mit 60 Mio. € gut ausgleichen können, so dass nach den Analystenschätzungen Nordex im Gesamtjahr 2021 einen Nettogewinn von 27 Mio. € generieren wird. Beim EPS würde das nach den Analystenschätzungen im 1. Hj. ein Minus von 0,51 € ergeben und im 2. Hj. inkl. der KE mit zusätzlichen 42,6 Mio. Nordex Aktien ein Plus von 0,54 €.
Die von den Analysten erwartete positive Ergebnisentwicklung wird sich nach den Analystenschätzungen im kommenden Jahr fortsetzen. Für 2022 liegt der Durchschnittsanalystenumsatz aktuell bei 5,11 Mrd. €, der in den letzten 6 Wochen kontinuierlich leicht angestiegen ist. Beim EBITA werden für 2022 380 Mio. € prognostiziert. Das würde einer EBITA Marge von 7,4% entsprechen. Beim Nettogewinn gehen die Analysten von 112 Mio. € aus, was nach der KE mit rd. 160 Mio. Nordex Aktien einem EPS von 0,70 € entsprechen würde. Hier ist aber wohl noch bei dem einen oder anderen Analysten noch nicht die KE miteingearbeitet, die ja dann doch einen positiven Effekt bei den Finanzaufwendungen mit sich bringen sollte und somit der Nettogewinn bzw. das EPS höher liegen sollte.
Die Analystenschätzungen sind alles andere als negativ und eines darf man bei Nordex nicht vergessen, mit einem Umsatz von um die 5 Mrd. € hat Nordex mittlerweile einen verdammt hohen Gewinnhebel, wenn mn es fertig kriegt die Gewinnmargen nach oben zu kriegen.
Die Grundlage für alles sind gute Umsätze und damit das Nordex Auftragsbuch. Das sieht wirklich sehr ordentlich aus nach dem Mega Auftrag aus Australien. Nach den Plänen von Acciona sollen 536 MW (94x N163) davon schon in 2022 installiert werden und 388 MW (68x N163) in 2023. Für den zum MacIntyre Windpark dazu gehörende 103 MW großen Windpark "Karara" von CleanCo, dürfte dann wohl auch recht bald eine Auftragseingangsmeldung erfolgen, denn CleanCo will diesen Windpark noch Ende kommenden Jahres nach eigenen Aussagen schon am Stromnetz haben.
Mit dem Australienauftrag stehen bei mir nun 4,6 GW im 2022er Nordex Auftragsbuch. Interessant dabei ist, dass der Anteil der margenstarken Delta4000 Reihe in der 2022er Nordex Projektpipeline derzeit bei 90% liegt (2021: 65%). Auch interessant es werden seit längerem kaum noch Acciona Mühlen verkauft. Liegt u.a. auch daran, dass Nordex in der brasilianischen Produktion wohl ab kommenden Jahres komplett umstellen wird auf die Delta4000 Reihe. In 2022 stehen gerade mal noch in meiner Liste 90 MW für Acciona Mühlen drin (2021e: 1.528 MW/2020: 2.202/2019: 1.762 MW).
Mit den 4,6 GW an 2022er Aufträgen würde Nordex in auf einen Gesamtumsatz von etwa 3,9 bis 4 Mrd. € kommen. (Turbinen: 3,3 Mrd. € - Service: 480 Mio. € - Rest: 120 bis 200 Mio. €). Zu einem Umsatz von 5 Mrd. €, der ja von Nordex im kommenden Jahr anvisiert wird, fehlen also noch rd. 1,1 Mrd. € bzw. 1,4 bis 1,5 GW an Aufträgen. Es ist ja noch einiges an Zeit um das 2022er Auftragsbuch weiter zu füllen. Von dem her kann man sich da zunächst mal entspannen, denn diese 1,4 GW an Aufträge sollte Nordex doch noch "locker" einsammeln können.
Für 2023 stehen mittlerweile 879 MW an festen Aufträgen im Nordex Auftragsbuch.
Hier mal das komplette Nordex Auftragsbuch (2. Hj. 2020 bis 2023 - 1. Hj-Installationszahlen von mir geschätzt):
Brasilien 1.502 MW (1. Hj: 255 MW/2. Hj: 182 MW/2022: 922 MW) USA 1.030 MW (1. Hj: 460 MW/2. Hj: 770 MW/2022: 260 MW) Australien 923 MW (1. Hj: 140 MW/2. Hj: 0 MW/2022: 536 MW) Finnland 773 MW (1. Hj: 0 MW/2. Hj: 73 MW/2022: 654 MW) Deutschland 569 MW (1. Hj: 109 MW/2. Hj: 209 MW/2022: 360 MW) Spanien 561 MW (1. Hj: 225 MW/2. Hj: 252 MW/2022: 309 MW) Chile 520 MW (1. Hj: 230 MW/2. Hj: 262 MW/2022: 258 MW) Schweden 490 MW (1. Hj: 400 MW/2. Hj: 359 MW/2022: 131 MW) Schottland 430 MW (1. Hj: 49 MW/2. Hj: 61 MW/2022: 369 MW) Türkei 424 MW (1. Hj: 280 MW/2. Hj: 237 MW / 2022: 187 MW) Norwegen 391 MW (1. Hj: 60 MW/2. Hj: 391 MW/2022: 0 MW) Holland 295 MW (1. Hj: 150 MW/2. Hj: 70 MW/2022: 225 MW) Mexiko 252 MW (1. Hj: 115 MW /2. Hj: 252 MW/2022: 0 MW) Südafrika 199 MW (1. Hj: 200 MW /2. Hj: 199 MW/2022: 0 MW) Kolumbien 185 MW (1. Hj: 0 MW/2. Hj: 0 MW/2022: 185 MW) Polen 183 MW (1. Hj: 31 MW/2. Hj: 21 MW/2022: 117 MW) Italien 99 MW (1. Hj: 35 MW / 2. Hj: 65 MW / 2022: 34 MW) Frankreich 98 MW (1. Hj: 39 MW/2. Hj: 65 MW/2022: 33 MW) Indien 69 MW (1. Hj: 0 MW / 2. Hj: 69 MW/2022: 0 MW) Litauen 63 MW (1. Hj: 0 MW / 2. Hj: 0 MW/2022: 63 MW) Irland 54 MW (1. Hj: 0 MW /2. Hj: 54 MW/2022: 0 MW) Belgien 26 MW (1. Hj: 14 MW /2. Hj: 26 MW/2022: 0 MW) -------------------------------------------------- Ukraine 0 MW (1. Hj: 20 MW/2. Hj: 0 MW/2022: 0 MW) |