Nigeria - Ein Riese erwacht (Bericht aus der impulse)
"Das eigentliche Potenzial des Landes steckt nicht im Öl, sondern in den Menschen", glaubt Jan-Peter Stölken. Der Unternehmer ist mit seiner Apeiron Group für Medizintechnologie in Nigeria auf Wachstumskurs. "Es gibt so viel Energie da draußen, die nur darauf wartet, freigelassen zu werden."
160 Millionen Menschen leben in Nigeria. Heute schon zählen 30 Millionen zur zahlungskräftigen Mittelschicht. Nigeria wird schon bald mehr Einwohner haben als die USA. Ein paar Jahre weiter, und es ist nach China und Indien das bevölkerungsreichste Land der Erde.
Dieses Potenzial lockt Unternehmer aus aller Welt ins Land. "Wer in Nigeria Geschäfte machen will, muss künftig vor Ort präsent sein", sagt Vijay Mahajan, Wirtschaftsprofessor an der University of Texas und Autor zahlreicher Afrika-Studien. Die internationalen Investitionen fließen immer schneller. In der Vergangenheit kamen die von überall her, aber kaum aus Deutschland. Zwar gibt es regen Handel, doch im Land selbst traten die Exportkönige aus Germany bisher kaum in Erscheinung, trotz einiger erfolgreicher Vorbilder.
Julius Berger, die nigerianische Tochter von Bilfinger Berger, hat Tausende Mitarbeiter im Land und ist an der Börse von Lagos notiert. Mittelständler und Handelshäuser wie C. Woermann oder Jos. Hansen haben ebenfalls Dependancen in Nigeria. Sie verkaufen Maschinen und Autoteile, Chemie- und Pharmaprodukte. Das waren lange Ausnahmen, Korruption und Sorgen um die Sicherheit schreckten ab. Bis heute gibt es nicht einmal eine richtige Außenhandelskammer. Ein einziger "Delegierter der deutschen Wirtschaft" vertritt den Export-Vizeweltmeister.
Der spürt die Trendwende jeden Tag. "Das Interesse aus Deutschland steigt", erzählt André Rönne. Er vernetzt deutsche Unternehmer mit nigerianischen Partnern. Seine Mitarbeiter klären auch, ob offiziell aussehende Ausschreibungen aus dem Internet echt oder gefälscht sind - mit solchen Stolperfallen muss man weiterhin rechnen. Nigeria ist nicht Norwegen.
Erst im November entließ Nigerias Präsident die Chefin der Antikorruptionsbehörde - wegen Erfolglosigkeit. Im Länderranking von Transparency International steht Nigeria nur auf Platz 134 von 178 Staaten. "Man teilt uns ohne Umschweife mit, dass man sich für die Ware aus China entscheiden wird, wenn wir nicht zahlen", berichtet ein deutscher Handelsvertreter. Immerhin: So schlimm wie in Russland, Platz 154, ist es nicht. Wolfgang Göhde, der mit seiner Pharmafirma Partec Geräte zur HIV-Diagnose nach Nigeria liefert, sagt: "Wir haben nie Schmiergelder zahlen müssen. Die Gesundheitsbehörden arbeiten korrekt."
Göhde hat auch keine Angst. In Lagos und Abuja, der politischen Hauptstadt in der Mitte des Landes, bewegen sich die meisten Unternehmer wie in jeder anderen Metropole der Welt: mit Auto und Fahrer. Andere Regionen sind gefährlicher. In den Städten Damaturu und Maiduguri kam es im November zu Anschlägen. Das Auswärtige Amt warnt deshalb vor Reisen in den Nordosten. In den berüchtigten Ölfördergebieten im Niger-Delta, wo es immer wieder zu Entführungen von Ausländern kam, hat sich die Lage zwar beruhigt. Trotzdem sind Personenschutz und Panzerwagen weiterhin Pflicht.
Quelle:
http://www.impulse.de/management/...in-Riese-erwacht/1028391.html?p=2