Also da muss ich dir doch sehr widersprechen! Jetzt auch noch die Schuld bei EY zu sehen und MB als gutmütige Oma hinzustellen, die auf den Enkeltrick hereingefallen ist, das grenzt entweder an Naivität oder Boshaftigkeit. Zu EY: Die, in der Tat spannende Frage, ist doch mit welcher Grundthese eine Abschlussprüfung normalerweise durchgeführt wird. Muss der Abschlussprüfer mit der Einstellung in ein Unternehmen gehen, dass der Vorstand bzw seine Mitarbeiter betrügen? Wenn ja, dann muss er von Anfang an sehr intensive (=kostspielige) Prüfungshandlungen ausüben. Er muss selber in die Prüfung forensische Spezialisten einbeziehen, auf Betrug spezialisierte IT-Prüfer, ganz andere Stichprobengrößen, IKS-Prüfungen völlig anders, Auslandsprüfungen etc. Kurzum diese Grundthese des potentiellen Betrugs sorgt für eine völlig andere Prüfung und Misstrauen gegenüber den handelnden Personen. Ob dies zu tun ist oder nicht ist berufsständisch über das IdW geregelt. Grundannahme einer normalen Jahresabschlussprüfung ist übrigens nicht, dass Betrug vorliegt. Im konkreten Fall geht EY zwar mit dieser Grundannahme in die Prüfung, kann aber natürlich auch nicht den KPMG-Bericht ignorieren. Mit dem Bewusstsein des KPMG-Berichts werden sicherlich insbesondere die Saldenbestätigungen genauer geprüft. Jetzt stellt EY dass diese gefälscht sind. Schlimmer gehts eigentlich nicht. Möglicherweise erfolgt noch eine letzte Fristsetzung durch EY im Sinne von: „Am 18.06. ist Bilanzpressekonferenz und Feststellung des Jahresabschlusses. Spätestens bis dahin muss eine valide Saldenbestätigung vorliegen ansonsten können wir nicht testieren.“ WDI bemüht sich (hoffentlich) bis zur allerletzten Minute, kann aber kein gültiges Dokument beibringen. Ergebnis ist das Desaster von heute. Wie kannst dudich hier hinstellen und auch nur annähernd bei EY eine Schuld suchen?? Wir reden über gefälschte Bilanzunterlagen in Höhe von EUR 1,9 Mrd!! Meine Einschätzung hierzu ist dass dies für MB und den Gesamtvorstand strafrechtlich verdammt ungemütlich wird! Nun zu MB: Ich stelle mir ja noch vor, dass ein technisch sehr gewiefter Mensch eine Firma schnell aufbaut und irgendwie denkt, dass dieser ganze buchhalterische Quatsch und diese ganzen lästigen Kapitalmarkt- und Complianceanfoderungen ihn ja nur hindern würden schnell weiter zu wachsen. All das ist schließlich nur was für kleingeistige Buchhalter und old economy. Dann passiert Zappatta und FT etc. Die Erfolgsstory bremst sich ab. Sonderprüfungen stehen an. Was macht MB? Ignorieren? Vertuschen? Spätestens bei der KPMG-Prüfung, die der AR beauftragt und die forensisch ist (ich hatte hierzu schon vor Wochen mal etwas geschrieben) müssten aber bei ihm dem genialen Visionär alle Alarmglocken angegangen sein. Wenn ich dann aber in diesem Bericht lese, dass Unterlagen gar nicht oder verspätet geliefert wurden, das Prüfungshemmnisse (!!) vorliegen etc. dann ist kann das nicht mehr mit der „Oma“ oder einem zerstreuten Professor gleichgesetzt werden. Schon gar nicht wenn man CEO und damit verantwortlich ist. Entweder bin ich selber zu blöd oder ich bin auch noch zu blöd die richtigen Fachleute einzustellen oder mich beraten zu lassen. Ok, KPMG-Bericht auch schlecht gelaufen, Aktienkurs abgeschmiert, wieder was gelernt als Oma oder Professor. Jetzt bleibt noch der Jahresabschluss 2019 mit Testat von EY. Das sollte ich, wenn ich aus dem KPMG-Desaster eine gewisse intellektuelle Lernkurve mitgemacht habe, zumindest aber wenn ich morgens aufstehe und beim Rasieren mal die Nachrichtenlage rund um WDI checke, vielleicht aber auch erst, wenn ich den ersten Besuch der Staatsanwaltschaft bzw der Bafin empfangen habe (und dabei habe ich bereits alle Hinweise meines AR-Vorsitzenden ignoriert), das sollte och also nicht verbocken! Jetzt sollte ich, MB, vielleicht mal im Haus WDI nachfragen wie die Sachen denn so stehen, ob es noch was zu klären gibt, ob der WP alle Unterlagen hat, ob der Kapitalmarkt richtig informierst ist. Spätestens, nein allerspätestens jetzt ist deine Zeit als CEO gekommen. Nun, wir wissen alle, dass es nicht geklappt hat. Und jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist er zu blöd für diesen Job oder er macht es vorsätzlich. BeideS qualifiziert ihn nicht diese Aufgabe auch nur noch 24 Stunden weiter auszuüben. Wir sprechen hier über ein DAX-Unternehmen, über die Altersvorsorge einiger Anleger. Also bitte keine warmen Worte mehr über MB und die Schuldsuche bei den LV oder gar bei den Wirtschaftsprüfern. Natürlich muss und wird sich EY auch Fragen zu den Abschlüssen 2016-2018 stellen lassen. Das wird unangenehm. Aber nochmal: Die Grundannahme bei einer Jahersabschlussprüfung ist nicht Betrug durch Management und nichts anderes sind gefälschte Saldenbestätigungen! |