Falsche Zahlen waren wohl nicht das Problem. Zumindest keine wissentlich falschen.
Wohl aber kann sich ganz einfach der Wind drehen und einmal gemachte Prognosen müssen revidiert werden. Der schwache Dollar scheint ja hier vor allem die Bilanz von Osram verhagelt zu haben, ebenso wie die Konjunkturdaten.
Beides liegt nicht im Einfluss des Osram-Managements. Noch dazu hatte man bereits im Februar auf die sich verschlechternde Lage hingewiesen, und dass das Erreichen der selbst gesteckten Unternehmensziele schwieriger werden würde.
Nur eben wissen die Großanleger sehr viel mehr, und eben mehr als das, was der Kleinanleger alle Vierteljahre im Quartalsbericht erzählt bekommt.
Hier ging es schon mit rechten Dingen zu. Und Osram ist seiner Verpflichtung nachgekommen, dies zeitnah mitzuteilen. Sofern ein Unternehmen nicht in unmittelbaren Schwierigkeiten steckt wie z.B. einer drohenden Insolvenz oder es andere Ereignisse gibt, die Anleger direkt betreffen, müssen solche Auskünfte zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens eigentlich wirklich nur alle drei Monate zusammen mit den Quartalszahlen gemacht werden.
Dass das eben so schlechte Nachrichten waren, dafür kann am Ende niemand was. Aber spätestens seit Anfang Februar war jeder Anleger vorgewarnt, dass es mit Osram ein böses Ende nehmen könnte. Als dann der Abwärtstrend immer hartnäckiger wurde, eine Chart-Unterstützung nach der anderen nach unten durchquerte, und Osram fast die schlechteste Performance im ganzen MDax hatte, musste auch den letzten klar sein, dass hier großes Unheil drohte. Das war nicht einfach nur eine kleine Korrektur, sondern es war eine längerfristige Trendwende. Irgendwann haben sich bei einer "normalen" Korrektur auch die aufdringlichsten Algorithmen zuende ausgetobt und eine Aktie wird wieder steigen. Wenn die Reise aber so unerbittlich immer weiter nach unten geht, dann ist etwas "faul".
Unter der Prämisse, dass die Unternehmensentwicklung doch nicht ganz so pessimistisch sein wird wie zuerst angenommen, glaube ich aber dass vom jetzigen Kursniveau aus die Chancen wieder auf der Long-Seite liegen. Hier hat es heute eine Marktbereinigung gegeben. Es wurden Aktien im Wert von fast 200 Millionen Euro gehandelt, mehr als das Vierfache eines durchschnittlichen Handelstages. Und man darf auch nicht vergessen, dass Prognosen auch wieder in die Gegenrichtung revidiert werden können. Düsterer geht's ja eigentlich garnicht mehr.
In den Himmel wachsen werden die Bäume aber so bald trotz allem nicht. Wer glaubt, dass wir in ein paar Wochen schon wieder bei 70 Euro stehen, der dürfte mit dieser Erwartung ziemlich alleine dastehen. |