Kopf des Tages Ein Genie für Obama von Hubert Wetzel Mit dem chinesischstämmigen Steven Chu hat der künftige US-Präsident Obama erneut einen akademischen Überflieger in sein Team geholt. Der neue Energieminister ist Nobelpreisträger für Physik.
Schon bisher war das Kabinett des künftigen US-Präsidenten Barack Obama nicht arm an akademischen Überfliegern. Harvard, Yale, Princeton, Stanford, MIT - praktisch das gesamte Regierungsteam Obamas wurde an einer dieser Eliteunis ausgebildet oder arbeitete dort. Bei einigen Kommentatoren löste der Anblick der Ehrfurcht gebietenden Ivy-League-Truppe um Obama sogar die bange Frage aus, ob diese Männer und Frauen denn überhaupt eine Ahnung davon hätten, wie der amerikanische Normalbürger eigentlich so lebe.
Obamas jüngste Personalie zeigt, dass er sich darüber keine Sorgen zu machen scheint. Zu seinem neuen Energieminister will er einen Mann machen, der nicht nur auf eine beeindruckende akademische Karriere zurückblickt - Promotion an der University of California in Berkeley, danach Professor in Stanford -, sondern der darüber hinaus den Olymp der Wissenschaft erklommen hat: Steven Chu erhielt 1997 den Nobelpreis der Physik.
Steven Chu wird der neue Energieminister von ObamaChu, ein Sohn chinesischer Einwanderer, bekam die Auszeichnung damals gemeinsam mit zwei anderen Wissenschaftlern für seinen Beitrag zur Entwicklung von Methoden, um Atome mit Laserlicht zu kühlen und einzufangen. In seinem neuen Amt dürfte das freilich nicht zu seinen Aufgaben gehören: Als Energieminister ist er in erster Linie der Oberaufseher der großen staatlichen Forschungslabore, in denen auch ein Teil der militärischen Nuklearforschung stattfindet. Den größten Teil seines Budgets wird der 60-Jährige für die Entsorgung und Lagerung von radioaktivem Material aus alten Atomsprengköpfen und Reaktoren ausgeben.
Allerdings fließt über das Department of Energy auch ein Großteil der Gelder, die die US-Regierung für die Erforschung und Entwicklung alternativer Energien ausgibt. Und auf diesem Gebiet gehört Chu zu den führenden Experten in den USA. So hat er in den vergangenen Jahren sein wissenschaftliches Augenmerk mehr und mehr auf den Klimawandel gerichtet.
Seit 2004 leitet Chu das Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornien, das zu dem Netz an Forschungseinrichtungen gehört, die er als Energieminister bald beaufsichtigen wird. Sein Hauptziel dort ist, Vertreter verschiedener Disziplinen - Biologen, Chemiker, Physiker - für die Suche nach neuen, klimaschonenden Energieformen zusammenzubringen. Für Obama, der ein massives staatliches Investitionsprogramm in Höhe von 15 Mrd. $ pro Jahr angekündigt hat, um die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von importiertem Öl und den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu mindern, ist Chu damit der richtige Mann.
Chu ist allerdings nur ein Teil des neuen energie- und klimapolitischen Teams von Obama. Eng zusammenarbeiten wird der Minister mit Lisa Jackson, der künftigen Chefin der Bundesumweltbehörde EPA, sowie mit Carol Browner. Sie soll künftig im Weißen Haus die gesamte Energie-, Klima- und Umweltpolitik der Regierung koordinieren. |