Ein kleiner Rat vom Orakel aus Omaha? Finde ein gutes Investment und halte daran fest, lasse dich durch das tägliche Auf und Ab nicht irritieren, und höre auf niemand anderen um dich herum.
Leicht zu sagen, wenn man Warren Buffett ist. Aber in einem Auszug aus seinem jährlichen Brief an die Aktionäre sagt der Milliardär, dass jeder Anleger von zwei Investments lernen könne, die er vor rund zwei Jahrzehnten getätigt habe.
Das erste war der Kauf einer gut 16 Hektar großen Farm 80 Kilometer nördlich von Omaha für 280.000 Dollar – viel weniger, als die Bank als Hypothekenkredit dafür gewährt hatte. Was wusste er über die Farm? Es gab praktisch kein Abwärtsrisiko, aber möglicherweise großes Aufwärtspotenzial, sieht man von gelegentlich schwachen Ernten ab.
Simple Analyse
"Jetzt, 28 Jahre später, hat die Farm ihre Gewinne verdreifacht und ist mindestens fünf Mal so viel wert, wie ich bezahlt habe", sagt der Chef des Konglomerats Berkshire Hathaway, der zugibt, nichts von Landwirtschaft zu verstehen. Bill Gates ist laut der neuen Hurun-Liste wieder der reichste Mann der Welt. Das Vermögen des Microsoft-Gründers wuchs demnach um 14 Milliarden auf 68 Milliarden US-Dollar und konnte so 26 Prozent Zugewinn einstreichen. Insgesamt kommen 481 Milliardäre laut der Liste aus den USA. Hurun-Liste Das sind die reichsten Milliardäre der Welt
Ein weiteres Investment machte er 1993: Er kaufte nach einer Blase eine Einzelhandelsimmobilie in New York nahe der New York University. Buffett folgte erneut einer einfachen Analyse: Die Immobilie war nicht gut gemanagt, die Einnahmen würden steigen, wenn einige leer stehende Läden vermietet würden. Der größte Mieter zahlte zu wenig Miete, und die Lage war hervorragend.
Er und eine kleine Gruppe kauften das Objekt, jetzt liegen die jährlichen Ausschüttungen 35 Prozent über dem ursprünglichen Investment. Buffett geht zwar davon aus, dass die Einnahmen aus der Farm und der Immobilie in New York in den nächsten Jahrzehnten zurückgehen werden. Dennoch seien die Investments solide genug für seine Kinder und für seine Enkelkinder.
Fünf Lektionen
Hier sind fünf Lektionen, die ein normaler Anleger laut Buffett von diesen zwei einfachen Investments lernen kann:
1. Man muss kein Experte sein, um zufriedenstellende Renditen für ein Investment zu bekommen. Kenne deine Grenzen, halte die Dinge einfach und geh nicht gleich aufs Ganze. Glaube nicht an den schnellen Gewinn und suche nicht nach ihm.
2. Konzentriere dich auf die künftige Produktivität der Anlageobjekte, die du im Blick hast. Wenn du die künftigen Gewinne nicht grob einschätzen kannst, lass es. Man kann nicht alles bewerten, aber du musst verstehen, was du tust.
3. Vermeide Spekulation, etwa auf künftige Preisänderungen eines Anlageobjekts. Die Hälfte aller Münzwerfer wird beim ersten Wurf gewinnen, aber keiner von ihnen kann mit einem Gewinn rechnen, wenn er das Spiel weiterspielt.
4. Denke daran, was das Anlageobjekt künftig bringen wird, und nicht an die täglichen Bewertungen. Spiele werden von denen gewonnen, die sich auf das Spielfeld konzentrieren – nicht von denen, die nur auf die Anzeigetafel starren.
5. Sich eine Meinung zur Gesamtlage zu machen oder auf Konjunktur- oder Marktprognosen von anderen zu hören ist Zeitverschwendung und sogar gefährlich, weil es womöglich die Sicht auf die Fakten verstellt, die wirklich wichtig sind.
Auch Kleinanleger können gewinnen
Wie kauft Buffett Aktien? Er schaut darauf, ob er vernünftige Gewinnschätzungen für die nächsten fünf Jahre oder noch länger anstellen kann. Wenn die Antwort Ja lautet, wird er die Titel kaufen, wenn er sie zu einem guten Kurs im Verhältnis zur unteren Grenze seiner Prognosen bekommen kann. Wenn er die künftigen Gewinne nicht abschätzen kann, sucht er weiter.
"In den 54 Jahren, die wir zusammengearbeitet haben, haben wir niemals ein attraktives Investment wegen des wirtschaftlichen oder politischen Umfelds aufgegeben oder wegen der Ansichten anderer Leute. Tatsächlich werden diese Themen nicht einmal diskutiert, wenn wir Entscheidungen treffen", sagt er.
Und Kleinanleger? Die gute Nachricht ist, dass sie nicht wissen müssen, wie man künftiges Gewinnpotenzial errechnet. Die amerikanischen Unternehmen sind über die Zeit immer gut gelaufen und werden das auch in Zukunft tun, sagt er voraus.
Der Kleinanleger sollte nicht immer versuchen, die "Gewinner" herauszufinden. Stattdessen sollte er "einen Querschnitt der Wirtschaft besitzen, der sich insgesamt gut entwickeln wird. Ein günstiger S&P-500-Indexfonds tut genau das."
Sein letzter Rat für den Kleinanleger: Häufe Aktien über einen langen Zeitraum an, und verkaufe niemals, wenn die Nachrichtenlage schlecht ist und die Kurse weit unter den Hochs liegen. |