Guten Tag!
Ich habe würde schon meinen, dass die BL den Turnarround inzwischen geschafft und sich konsolidiert hat. Zudem konnte man den Ausführungen auf der gestrigen HV eindeutig entnehmen, dass man wieder dichtgedrängt ist und durch die Blume wurde auch darauf hingewiesen, dass man für das laufende Geschäftsjahr, einen planmäßigen Verlauf vorausgesetzt, mit einer Dividende rechnen kann. Formal müssen die Konsortialbanken einer Dividende noch zustimmen - aber angesichts der Bilanzrelationen kann ich mir nicht vorstellen, warum diese die Zustimmung verweigern sollten.
Insgesamt war ganz bemerkenswert, dass man seitens Zeitfracht bisher nichts Weiteres gehört hat. Es gab über die Info, dass man beabsichtigt einen größeren Aktienanteil zu erwerben, keinen Kontakt mehr. Finde ich irgendwie merkwürdig (zumal es ja auch keine Meldung hinsichtlich der Erreichung der 3% Schwelle gibt).
Ansonsten war man sehr darum bemüht klar zu machen, dass die Phase der Restrukturierung abgeschlossen ist und man nun beabsichtigt zu wachsen. Allerdings nicht exponentiell! Man hat erneut das Mittelfristziel 100 Mio Euro Umsatz bei einer Ebitmarge von zwischen 6 und 8 Prozent bestätigt. MMn ist das auch "ambitioniert aber erreichbar" wie der Vorstand noch einmal betont hat.
Überschlägig bedeutet das, dass man zwischen 6 und 8 Mio Euro Ebit erreichen will, was dann, 1 Mio Euro Zinsaufwand und 33% Steuerlast vorausgesetzt, zu einem EpS von zwischen 25 und 35 Cent führen würde - möglicherweise auch etwas mehr, falls der Zinsaufwand niedriger liegt. Man hat, wie gesagt, betont, dass man wieder dividendenfähig sei und will im Regelfall zwischen 40 und 50% des Gewinns ausschütten.
Für das laufende Jahr bleibt man trotz Sonderertrag aus dem Vergleich bei der Prognose von zwischen 5 und 6 Mio Euro Ebit (so habe ich das wenigstens verstanden), was etwa 22 Cent EpS bedeuten würde. Da man nicht abschätzen kann, wie das für die Buchbranche eminent wichtige Weihnachtsgeschäft unter Coronabedingungen laufen wird, will man da meiner Einschätzung nach lieber auf der sicheren Seite sein.
Betont wurde auch noch einmal, dass man sich bei Bastei Lübbe grade im Digitalbereich sehr gut aufgestellt sieht (EBooks und insbesondere Streaming bei Hörbüchern).
Der neue CEO muss sich mMn sicher noch in die Medienarbeit reinfinden. Bei einem börsennotierten Verlag muss man halt mehr an der Medienfront machen als bei einem privat geführten Verlag. Die Auskünfte des neuen Vorstands waren mMn gestern noch etwas "schmallippig" und häufiger etwas sehr kurz oder ausweichend. Die "Medienperformance" wird sicher mit zunehmender Erfahrung noch besser!
Was ich sehr positiv finde ist aber, dass alle drei Vorstände absolute Fachleute sind und jeweils über große und vielfältige Erfahrungen in der Buchbranche verfügen.
Wenn ich eine zusammenfassende Einschätzung abgeben soll: Bastei Lübbe hat die Aufräumarbeiten erledigt und konzentriert sich wieder auf das, was einen Verlag ausmachen sollte - das Erzählen von Geschichten - in jedweder Form - gedruckt, als EBook und als Hörbuch/Stream.
Dem Vorstand traue ich durchaus zu, das Unternehmen weiterzuentwickeln - allerdings wird dies mMn nicht in "großen Sprüngen" sondern "Schritt für Schritt" passieren.
Man wird mMn auch das EpS nicht jedes Jahr exponentiell steigern können. Es kann auch immer wieder mal Jahre geben, in denen das Programm nicht so gut vom Markt aufgenommen werden wird, wie man sich das erhofft. Dann kann das Ergebnis auch vorübergehend wieder etwas schwächer werden. Dass das Unternehmen aber auch für diesen Fall nicht in Schwierigkeiten kommen dürfte, dafür hat der alte Vorstand durch seine Bilanzpolitik und die konsequente Entschuldung gesorgt.
Trigger für die Kursentwicklung könnten mMn sein:
- Erfolgreiches Buchprogramm und damit Umsatzwachstum - Eigenentwicklung von neuen Bestsellerautoren - Übernahme von neuen Verlagen und Imprints - kurzfristig auch die mögliche Zahlung einer Dividende
MMn dürfte Bastei Lübbe im "eingeschwungenen Zustand" eher ein Valuewert mit ordentlicher Dividende als ein Wachstumswert mit großen Ergebnissprüngen werden.
Ob die Zeitfracht tatsächlich noch immer nach einer nennenswerten Beteiligung strebt, weiß ich nicht. Wie es kommt, dass trotz größerer Umsätze in den Aktien noch nicht einmal eine Meldung zur Berührung der 3% Schwelle gekommen ist, weiß ich auch nicht.
Wenn man Zeitfracht und deren Absichten mal außen vor lassen würde, würde ich dabei bleiben, dass der derzeitige Kurs von 3,80 Euro schon sehr weit vorausgelaufen ist.
Ich persönlich würde ihn (erst) dann für gerechtfertigt halten, wenn BL schon die 100 Mio Euro Umsatz und eine Marge von 8% erreicht hätte bzw. wenn diese Zahlen in greifbarer Nähe sind. Davon sind wir aber mMn noch ein gutes Stück entfernt. Mal sehen, wie sich der Kurs in den nächsten Wochen entwickelt. Ich würde mich über eine Konsolidierung nicht wundern, falls nicht doch noch was Neues von Zeitfracht kommt.
Was die Kursziele der Analysten angeht, finde ich die Ermittlung immer wenig nachvollziehbar. Während man die Ermittlung des EpS ja auch als Außenstehender noch einigermaßen nachvollziehen kann (wie schon gesagt, würde ich da die Zahlen von Solventis für am besten begründet halten), ist die Ermittlung eines zutreffenden Multiples mMn eine eher in der Nähe von Vodoo anzusiedelnde "Wissenschaft für sich". Vielleicht bin ich ja auch einfach nur zu doof um das zu verstehen.
Wenn ich aber sehe, dass Solventis bei einer EpS Schätzung von 28 Cent für 22/23 ein Kursziel von 5,30 Euro ausruft, während die DZ Bank bei einer EpS Schätzung von 38 Cent auf ein Kursziel von 4,50 Euro kommt, zeigt das mMn eeindrucksvoll auf, dass das Ganze eben keine exakte Wissenschaft ist.
Ich persönlich würde ein KGV von 13 - 15 für einen Verlag für absolut ausreichend halten - einmal ist der Buchmarkt sicher kein Qachstumsmarkt sondern stagniert. Und zum zweiten muss man mMn bei einem Verlag auch immer berücksichtigen, dass das Geschäftsrisiko vergleichsweise hoch ist, weil man ja zweimal im Jahr im Grunde die komplette Produktpalette austauscht und man eben im Gegensatz zu einem Maschinenbauer z.B. keine Produkte herstellt,die man z.B. fünf oder 10 Jahre verlässlich verkaufen kann.
Lege ich dieses KGV an die 28 Cent EpS Schätzung von Solventis an, würde ich auf einen Zielkurs von zwischen 3,65 und 4,20 Euro für übernächstes Jahr kommen. Insofern sehe ich BL derzeit, nach dem starken Anstieg der letzten Wochen, in jedem Fall eher als Halteposition denn als Kauf (wie gesagt, mögliche Sonderfaktoren wie Zeitfracht mal außen vor gelassen). Ist aber natürlich nur meine persönliche Meinung und keine Aufforderung an andere!
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