Mit Gefühlen meinte ich jetzt insbesondere Geduld. Geduld sorgt dafür, dass man fast die ganze Baisse aussitzt um dann bei Tiefstkursen zu verkaufen. Man will den Mist einfach nur noch los werden, egal ob die Aktien jetzt günstig sind oder ob das Sentiment am Boden ist, so dass es nur noch hochgehen kann oder weiß der Teufel, was sich die Analysten für Kaufargumente aus den Fingern saugen.
So ungefähr ging es mir jedenfalls Ende 2015/ Anfang 2016. Beim letzten großen Rausschüttler habe ich mir geschworen, auf dem folgenden Zwischenhoch zu verkaufen.... Dann kam die Euphorie dazwischen. Verkauft habe ich erst im November und Dezember 2016, als ich schon die Hälfte verloren und hatte und das lokale Tief fast erreicht war. Eigentlich habe ich nur nach Gefühl gehandelt und das wurde natürlich ganz wesentlich von Geduld und Ungeduld geleitet. Entsprechend war meine 2016er-Performance nur knapp über 0%. Ich habe im ersten Halbjahr 2016 also uneingeschränkt prozyklisch gehandelt. Was ich hätte tun sollen? Weiß ich nicht. Stop Losses hätten meine Performance etwas schönen können, allerdings hätte ich das zunichte gemacht, indem ich sofort wieder zurückgekauft hätte. Ich denke, ich hätte ab und zu mal Gewinne realisieren müssen um sie in Nicht-Rohstoffaktien zu stecken. Das wäre wohl der sicherste Weg gewesen, um die fallenden Minenaktien nicht zurückzukaufen. Denn Hin und Her macht Tasche leer. Anfang 2016 hatte ich im Wesentlichen Aktien von Silver Wheaton, Fresnillo und Royal Gold. Hätte ich daran nichts verändert, hätte ich in 2016 eine ordentliche Performance von circa 50-100 % gehabt. Stattdessen hab ich in riskantere Aktien umgeschichtet ....naja macht halt Tasche leer. Selbst zu besten Zeiten im Sommer war ich nur 150% im Plus gegenüber dem Tief im Januar. Das hätte ich mit den drei Langweileraktien von Anfang 2016 auch geschafft. Ich bin halt Taschengeldanleger. Da machen die Ordergebühren einen ganzen Batzen aus. Deshalb würde ich mir auch gar nicht vornehmen untergeordnete Trends zu traden. Sicherere Aktien sind mir übrigens sympatischer, weil man sie eher mal liegenlassen kann, ohne gleich 90% Minus zu haben. Das Aussitzen wird dadurch leichter.Der Stresspegel und die Ordergebühren sind geringer.
Eigentlich habe ich einem Aufwärtstrend wie dem aus 2016 oder einem Abwärtstrend nur folgende sinnvolle Regel nach der zu (ver)kaufen ist: Im Vertrauen darauf, dass der Trend sehr lange andauern kann und Trendwechsel dementsprechend sehr selten sind, ist eine prozyklische Positionierung i.A. häufiger erfolgreich. Höhere Hochs und höhere Tiefs sind ein Aufwärtstrend=>kaufen, tiefere Tiefs und tiefere Hochs sind ein Abwärtstrend=>verkaufen. Dementsprechend wäre Öl auf Sicht von Monaten derzeit ein klarer Shortkandidat.
Natürlich habe ich mir vorgenommen, in der nächsten Hausse einiges besser zu machen: - Handelsaktivitäten minimal halten - sichere Aktien bevorzugen - Stop Losses unter das letzte Zwischentief legen - Ausgestopptes Geld entweder in Nicht-Minen-Aktien investieren oder frühestens Wochen später in Minenaktien zurückinvestieren und wenn es ganz schlimm wird( so wie letztes Jahr): - vollständig verkaufen, wenn ich rechne, wie lange ich noch brauche um Millionär zu werden - vollständig verkaufen, wenn ich beim Blick auf mein Depot fast einen Herzinfarkt bekomme - vollständig verkaufen, wenn meine Angst nur noch darin besteht, Gewinne zu verpassen. |