Wenn Du die Kaderwerte von transfermarkt.de nicht stichhaltig findest, dann kannst Du auch nach anderen Bewertungsportalen schauen, CIES z.B. Aber auch KPMG führt eigene Bewertungen durch. Ansonsten kannst Du, wenn Du diese Sache etwas länger beobachten würdest, ziemlich gut einschätzen, ob die Werte von Transfermarkt.de realistisch sind oder nicht. Für welche tatsächlichen Summen ein Spieler jeweils gewechselt ist und warum.
Nur mal ein Beispiel. Den Wert von Haaland bei 100 Mio kannst Du in Frage stellen, macht aber wenig Sinn, dabei nur das mögliche negative zu sehen. CIES bewertet Haaland mit 175 Mio:
https://football-observatory.com/-values-133093
Bei einer Unterbewertung von mehreren hundert Millionen macht es keinen besonderen Sinn, die Risiken völlig überzubewerten, die Risiken sind im Aktienkurs längst abgebildet. Du kannst ansonsten auch die Analystenkommentare durchlesen.
Analyst Markus Silbe von Frankfurt Main Research nennt den Kaderwert, dieser ist seit seiner letzten Analyse aber gestiegen und er gibt einen Bewertungsabschlag auf den damaligen Kaderwert in Höhe von 40% an. Dann rechnet er alles zusammen und gibt dem Ganzen nochmal einen Bewertungsabschlag von satten 40%. Das sind in der Summe extreme Risikoabschläge, die er da berechnet. So kommt er aber auf ein Kursziel von 6 Euro, soll heissen im absoluten Worst Case, wo alle erdenklichen Risiken noch und nöcher abgebildet sind, liegt das Potential momentan im zweistelligem Prozentbereich. Die faire Bewertung sieht Silbe bei deutlich über 900 Mio.
Bankhaus Lampe nannte den Kaderwert und dieser ist seit der letzten Analyse noch deutlicher gestiegen. In ihrer Analyse nannten sie ein Kursziel bei 8,30. Sie schrieben aber auch ausdrücklich, um wieviel sich das Kursziel verändern würde, wenn sich der Kaderwert verändert. Wenn sie heute eine Analyse erstellen würden und ihre Bewertungsmethode beibehalten, steigt deren Kursziel unweigerlich auf 8,70
Ich selber gehe davon aus, daß Haaland sogar wertvoller ist als 100 Mio. Ich würde jetzt nicht gleich sagen 175 Mio wie CIES. Aber wertvoller als 100 Mio. Angeblich hat Haaland im Sommer 2022 eine Ausstiegsklausel bei 75 Mio. Das wird von diversen Quellen in frage gestellt, BVB hätte sein niedriges Gehalt von nur 6 Mio längst erhöht, um eine Ausstiegsklausel bei 100 Mio zu haben, andere spekulieren darüber, daß die Ausstiegsklausel komplett abgekauft wurde oder aber um ein Jahr nach hinten verschoben wurde. Ist alles total spekulativ, deswegen nehmen wir einfach mal an, sein Gehalt und seine Ausstiegsklausel sind gleichgeblieben:
Dann wäre es total unrealistisch, Haaland für lediglich 100 Mio ziehen zu lassen, das wären nur 25 Mio mehr als das, was man einen Sommer später sowieso bekommt. Aber der Mehrwert von Haaland für ein weiteres Jahr liegt klar über 25 Mio und das Gehalt von 6 Mio ist definitiv saugünstig. BVB wird sich das vernünftig durchrechnen, wenn keiner in der Lage ist, die geforderte Ablösesumme von deutlich über 100 Mio zu zahlen, dann bleibt er einfach. Ich bin aber ziemlich sicher, daß einige Vereine aus der Deckung kommen werden und es wenigstens versuchen. Im Sommer 2022 hätten diverse Vereine keine Chance mehr, weil der Preis für alle gleich wäre.
Dann schreibst Du was zum gestrigen Spiel. Dieses Spiel ist für die Fundamentalbewertung total unbedeutend. Bayern ist bereits in der zweiten Pokalrunde gegen einen Zweitligisten ausgeschieden, das ändert rein gar nichts am Wert von Bayern in Höhe von mindestens 2,5 Mrd. Leverkusen ist sogar gegen einen Viertligisten ausgeschieden.
Wenn du den Pokalwettbewerb dennoch wichtig findest, dann sei Dir gesagt, BVB ist jetzt durch das Ausscheiden der anderen Favorit auf den Pokalsieg. Letztes Jahr war bereits im Achtelfinale Schluss, vorletztes Jahr auch. Die Situation hat sich also diesbezüglich verbessert, das sind die harten nicht spekulativen Fakten. In der Champions League holte man in der Gruppenphase mehr Punkte, hat dort also auch besser abgeschnitten als letztes Jahr.
BVB hatte in der Meistersaison in der zweiten Runde gegen den Zweitligisten Offenbacher Kickers im Elfmeterschiessen verloren, Die Fehlschützen waren Lewandowski und Barrios. Der Aktienkurs stand da bei 1,33 was einer Börsenkapitalisierung von schlappen 81 Mio entsprach. Die Börse kümmerte sich nicht um diese lächerliche und unbedeutende Niederlage, ein paar Wochen später stand der Aktienkurs bei 3,60. Das war im November, lange, lange vor der Meisterschaft.
In der Meistersaison 2011/12 spielte BVB im Achtelfinale völlig erbärmlich gegen den Zweitligisten Düsseldorf und musste ins Elfmeterschiessen. Jeder der sich mit der Sachlage beschäftigte, wusste aber, daß BVB sowieso besser und wertvoller ist, als ein Zweitligist. Dafür muss man so ein Spiel nicht gewinnen, daß man am Ende den Pokal mit einem 5:2 Sieg gegen Bayern gewinnen konnte, hatte nichts und wieder nichts mit der Unterbewertung zu tun, weder der Sieg noch die extrem schlechte Performance gegen Düsseldorf. Der komplette Verein wurde mit gerade mal der Hälfte des Stadionwertes bewertet.
Wegen Corona gab es hier eine Bewertung von schlappen 384 Mio. Das ist brutal zu wenig, ob man gegen Paderborn schlecht spielt oder die CL verpasst hat damit rein gar nichts zu tun. Daß sich der Aktienkurs stark erholen konnte, obwohl sich die Situation in der Bundesliga verschlechtert hatte, ist die logische Folge. Und der Aktienkurs ird sich nach meinem Dafürhalten weiter erholen müssen. Die einzige Frage ist lediglich wie schnell und wie stark.
By the way: Beim letzten Mal als man die CL verpasste, stieg die Börsenkapitalisierung um satte +66%. Warum? Weil die Aktie viel zu stark unterbewertet war. Wenn man die CL verpasst, könnten genau wie damals die Umsätze um ca. 40% steigen. Dafür bräuchte man lediglich ein paar Zuschauer, was wegen des Impfstoffes eher wahrscheinlich ist. Falls Transfereinnahmen durch Topspieler kommen, würden die Umsätze trotz Verpassen der CL regelrecht explodieren. Dann wäre die Versechfachung des Wertes von Haaland seit dem Kauf für schlappe 20 Mio ein unumstösslicher Fakt. Die Einnahmen von BVB lägen dann nicht 200 Mio höher als bei den Konkurrenten hinter Bayern sondern 300 Mio. und diese Konkurrenten müssen auch ständig ihre Topspieler verkaufen.
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