So schätze ich die Q3-Zahlen gegenüber den Q2-Zahlen ein. Habe dann doch nach den wirklich überraschend guten Q2-Zahlen einen Tick mehr erwartet beim Umsatz wie auch bei der EBIT-Marge und auch beim Auftragseingang.
Man braucht nach den Q3-Zahlen nun wahrlich kein großer Prophet zu sein um erkennen zu können, dass Nordex ihre Umsatzguidance von 1,3 bis 1,4 Mrd. € ganz locker erreichen wird und es ist sogar anzunehmen, dass Nordex die sogar übertreffen wird. Nach 9 Monaten lag der Umsatz schon bei 1,05 Mrd. € und es könnten in Q4 durchaus mehr als 400 Mio. € dazu kommen (Q2: 402 Mio. €, Q3: 390 Mio. €). Auch die EBIT-Margen-Guidance mit 2,5 bis 3,5% wird Nordex ganz locker erreichen. Bei einem Q4-Umsatz von 400 Mio. € mit einer EBIT-Marge von 4% (Q2: 4,2%, Q3: 4,0%) würde am Ende ein EBIT von 47 Mio. € bei einer Jahres-EBIT-Marge von 3,3% raus kommen.
Mit den Q3-Zahlen ist Nordex wohl über im Plan und liegt damit auch mehr oder weniger deutlich über den durchschnittlichen Analystenschätzungen. Da in Q3 die EBIT-Marge wieder 4% erreichte trotz teilweise größeren Investitionen wie die Umrüstung der Rostocker Produktionsstätte auf die Anlagen der neuen Generation Delta sowie neue Produktionsmittel für den Blatttyp NR 58.5, der bei der N117/2400 sowie bei der N117/3000 zum Einsatz kommt, die allesamt einen negativen Einfluss auf die Q3-EBit-Marge gehabt haben, siehtes sehr gut aus, dass Nordex ihre Profitabilität deutlich steigern kann.
Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn Nordex im nächsten Jahr nicht nahe an die 5% EBIT-Marge ran kommen wird bzw. sogar übertreffen wird. Der Großteil der Entwicklungskosten für die neue Delta Generation ist getätigt wie auch zur Serienfertigung. Das alleine wird schon helfen die EBIT-Marge nach oben zu bekommen. Dazu kommt noch, dass Nordex zunehmend an der ganzen Wertschöpfungskette von Windprojekten profitiert (schlüsselfertige Lieferung von Projekten, langfristige Serviceverträge oder vorgelagerte Projektentwicklungsaktivitäten). Das alles sind margenstärkere Umsätze, die sich bei der EBIT-Marge mal ganz sicher nicht negativ auswirken. Alleine die Serviceumsätze betragen mittlerweile rd. 10% vom Umsatz (ca. 130 Mio. € im Jahr). Zudem zeigt der Auftragsbestand von 1,3 Mrd. € plus dem bedingten Auftragsbestand von 839 Mio. € (z.B. Rahmenaufträge, noch nicht komplett finanziert bzw. es fehlen Vorabzahlungen), also insgesamt über 2 Mrd. €, dass der Umsatz im nächsten Jahr zumindest auf der Höhe von 2013 liegen sollte. Wenn es dann in Deutschland im kommenden Jahr noch zu Vorzieheffekten kommen sollte wegen den Kürzungen der Wind-Einspeisevergütungen, dann ist ein Umsatz von über 1,5 Mrd. € mit einer EBIT-Marge von über 5% sehr realistisch. Bei einem Umsatz von 1,5 Mrd. € mit einer EBIT-Marge von 5% würde sich ein EBIT von 75 Mio. € ergeben, ein EBT von 45 Mio. € (Zinsaufwendungen von 30 Mio. €), was dann ein Nettoergebnis von etwa 33 Mio. € bzw. einem Gewinn je Aktie von 0,45 € entsprechen würde. Meiner Meinung nach eine konservative Schätzung von mir, denn ich erwarte eine höhere EBIT-Marge von 5% im kommenden Jahr aufgrund der oben genannten Punkten.
Was nicht ganz schön ist am Q3-Ergebnis ist der Fakt, dass die Dynamik beim Auftragseingang doch deutlich nachgelassen hat. So betrug das Ratio zwischen Quartalsauftragseingang und Quartalsumsatz nur noch 0,9 (Q3-Auftragseingang: 346,4 Mio. €). Nach dem 1.Halbjahr betrug das Ratio noch hervorragende 1,3. Zwar hat Nordex ihre Guidance für den kompletten 2013er Auftragseingang erhöht auf 1,4 bis 1,5 Mrd. €, was aber bedeutet, dass der Q4-Auftragseingang wohl nur noch unter oder leicht über 300 Mio. € liegen wird (Auftragseingang nach 9 Monaten: 1185 Mio. €). Etwa 90 Mio. € an Q3-Auftragseingang sind schon bekannt.
Auf den ersten Blick sieht zwar der Liquiditätsrückgang von 36 Mio. € gegenüber Q2 auf 138,6 Mio. € nicht gut aus, da aber das Working Capital gegenüber Q2 deutlich um 33,3 Mio. € auf 158,2 Mio. € gestiegen ist, ist dieser Liquiditätsrückgang absolut nachvollziehbar. Es ist halt mal so, dass bei großen Umsatzsteigerungen (+ 336 Mio. € gg. Vorjahrszeitraum) bzw. bei einem hohen Wachstum (Umsatz + 47% und Auftragseingang + 85% gg. Vorjahreszeitraumerst mal der Cash Flow und somit die Liquidität leidet. Ist das Normalste und das weiß jeder der ein wenig Ahnung hat von Unternehmensfinanzierungen. Die doch recht kräftige Erhöhung des Working Capitals von Q2 auf Q3 lässt einen sehr guten Q4-Umsatz erwarten.
Bilanziell ist Nordex nach wie vor gut augestellt mit einer Nettofinanzverschuldung von nur 54 Mio. € und einer Eigenkapitalquote von 28%. |