Wenn du dir nur das Q2-Ergebnis anschaust Taktueriker, dann hat du mir dieser Aussage ganz sicher Recht, aber wenn man in die Zukunft schaut auf Sicht von 2, 3 Quartalen und dazu ein paar sehr wichtige Details betrachtet, dann sieht das doch ein wenig anders aus.
Renesola geht davon aus, dass sich ihre durchschnittlichen Modulverkaufspreise in den nächsten 2 Quartalen signifikant erhöhen. In Q1 lag der bei nur 0,61 $/W, in Q2 bei 0,63 $/W und in Q3 soll er um 4,7% auf 0,66 $/W steigen und in Q4 um weitere 2,9% auf 0,68 $/W. Da Renesola nach eigene Aussagen für das gesamte Jahr bei den Modulen komplett ausverkauft ist, kann natürlich der ASP Modulpreis gut prognostiziert werden. Renesola hat In-House Modulproduktionskosten von nur 0,54 $/W und gehört damit zu den Top 3 nach Kosten. Gründe für den deutlichen Anstieg der Renesola Modulverkaufspreise sind ein anderer Umsatzmix (weniger Umsatz in China und Indien, dafür höhere Umsätze in Japan und den USA, wo die Modulpreise deutlich höher liegen), Vollauslastung der Modulproduktion (man muss nicht auf Teufel komm heraus Aufträge annehmen), die EU-Mindestpreise für die China-Solaris (die Renesola mit der Auftragsproduktion in Polen bei Jabil Circuit einigermaßen umgehen kann) und letztendlich hat sich Renesola mittlerweile einen Namen als Modulproduzent gemacht (vor 2 Jahren war ja Renesola fast nur ein Waferproduzent) und die Module sind jetzt überall auch bankable. Das alles ist schon mal sehr sehr positiv zu werten und bietet eine sehr gute Zukunftsgrundlage.
Dreh- und Angelpunkt für eine (sehr) gute Entwicklung von Renesola wird jedoch der Waferpreis sein und mit der eigenen Polysiliziumproduktion hat/könnte Renesola noch einen (großen) Joker in der Hinterhand haben.
Renesola kann man nicht mit anderen China-Solaris vergleichen, denn sie haben ein etwas anderes Geschäftsmodell. Renesola macht etwa 25% des Umsatzes über reine Waferverkäufe und produziert selbst Polysilizium. Der Waferbereich hat in Q2 allenfalls eine Bruttomarge von 2 bis 3% erreicht, während Renesola in ihrem Modulgeschäft in Q2 auf eine Bruttomarge von etwas über 10% gekommen ist und damit im Modulgeschäft genauso gut dasteht wie eine Trina oder Canadian Solar. Der Waferbereich belastet also die Gesamtbruttomarge nicht unerheblich. Mit Waferverkaufspreisen von nur 0,23 $/W ist das auch kein Wunder bei Waferproduktionskosten von etwas über 0,22 $/W (Prozesskosten ca. 0,115 $/W/Polysiliziumkosten ca. 0,105 $/W). Nur wenn Renesola ihre Waferverkaufspreise steigern kann in Richtung 0,25 $/W oder darüber wird Renesola eine Gesamtbruttomarge über bzw. deutlich über 10% erreichen können. Kostensenkungen sind laut Renesola bei den Wafer kaum noch drin. Jedoch könnte durch die neue Virtus-Wafergeneration (höherer Wirkungsgrad von um die 0,2%) die Prozesskosten eventuell um 0,005 bis 0,01 $/W senken können. Liest sich jetzt zwar ziemlich wenig, aber das würde immerhin eine Steigerung der Bruttomarge um ca. 2 Prozentpunkte im Waferbereich bedeuten bei gleichbleibenden Waferverkaufspreisen. Die Q2-Zahlen zeigen, dass mittlerweile auch die Waferpreise leicht anziehen (von 0,22 auf 0,23 $/W). Anders wie die Modulpreise liegen aber die Waferpreise immer noch unter den Preisen von Ende 2012 (0,24 $/W). Die Modulpreise sind in diesem Zeitraum um gut 10% angestiegen.
Meiner Einschätzung nach ist Renesola eine Wette, dass die Waferpreise in den nächsten 6/9 Monaten um 10 bis 15% steigen und dann wird man die doch sehr sehr positive Entwicklung im Modulbereich auch beim Gesamtergebnis deutlich erkennen können. Derzeit geht ja die sehr positive Entwicklung im Modubereich durch die schlechte Bruttomarge im Waferbreich im Ergebnis komplett unter. Meiner Einschätzung nach ist das Chancen/Risikoverhältnis bei der Renesolawette deutlich im positiven Bereich, denn es ist abzusehen, dass die vorhandenen Überkapazitäten im nächsten Jahr deutlich abgebaut werden bzw. die Nachfrage sogar das Angebot übertreffen wird. Es gibt nur 45 bis 50 GW an Waferfertigungskapazitäten und es gibt Analysten (Deutsche Bank, Maxim Group), die für das nächste Jahr eine Solarnachfrage von 45 GW erwarten, da z.B. im Mittleren Osten (z.B. Katar 300 MW, Saudi Arabien 225 MW, VAE 200 MW) und Lateinamerika (z.B. Chile 900 MW, Mexiko 685 MW, Peru 484 MW) Solar seinen Siegeszug fortsetzen wird. Für China wird sogar von einigen Analysten eine Nachfrage von über 12 GW im nächsten Jahr erwartet. Was nach den neuen, sehr akzeptablen Einspeisevergütungen, die am Freitag veröffentlicht wurden, durchaus realistisch sind. Gerade bei den Aufdachanlagen, die ja auch noch von einigen Provinzregierungen wie auch von Kommunen noch zusätzlich gefördert werden, könnte der chinesischen Solarnachfrage noch einen zusätzlichen riesen Impuls geben.
Renesola hat mit der eigenen Polysiliziumproduktion noch einen Joker in der Hinterhand. Renesola hat ja ihre Polyproduktion in Sichuan upgegradet, da die Produktionskosten über 30 $/kg lagen und damit nicht mehr konkurrenzfähig waren. Ziel ist es die Produktionskosten auf 18 $/kg runter zu bekommen. Die upgegradete Polyproduktion ist zu Anfang Q3 wieder hochgefahren worden und das belastet die Bruttomarge in Q3. Deshalb liegt ja auch die Q3-Bruttomargeguidance nur zwischen 7 bis 9%. Ohne diese Belastung hätte Renesola wohl ihre Q3-Bruttomargeguidance über 10% angesetzt. Derzeit läuft die Polyproduktion nach Aussagen von Renesola nur mit einer Auslastung von um die 60% und die Produktionskosten liegen deshalb bei über 20 $/kg. Das belastet natürlich die Bruttomarge. Ich halte es aber durchaus für möglich, dass Renesola in Q3 eine Bruttomarge von über 10% erreichen kann. Die Waferauslieferungen sollen ja gegenüber Q2 um rd. 28% bzw. 115 MW deutlich zurück gehen, während die Modulauslieferungen in etwa auf dem gleichen Niveau wie in Q2 bleiben sollen bei höheren Modulverkaufspreisen. Die eigene Polyproduktion könnte jedoch für Renesola zu einem richtigen Joker werden, wenn die Polysiliziumpreise wie von einigen Analysten prognostiziert in den nächsten 6/9 Monaten deutlich in Richtung 25 $/kg gehen sollten (aktuell liegen die Spotmarktpreise zwischen 17 bis 18 $/kg) und Renesola wirklich diese 18 $/kg an eigene Polyproduktionskosten erreicht. Dann hätte Renesola nämlich gegen ihre direkte Waferkonkurrenz (z.B. LDK, Nexolon, Comtec, Green Energy) bis auf GCL Poly einen großen Vorteil bei den Produktionskosten durch niedrigere Polypreise. Der Kostenvorteil für Renesola dürfte so zwischen 10 bis 20% bei den Waferproduktionskosten liegen. Das würde sich zusätzlich auch noch im Modulbereich deutlich bemerkbar machen, denn die Konkurrenz wie z.B. Yingli, Trina oder Jinko müssen ihr Polysilizium dazu kaufen.
Alles in allem sieht es bei Renesola bei weitem nicht so übel aus wie es nach den nackten Zahlen den Anschein macht und wenn es optimal läuft, dann könnte aus Renesola ein hoch profitables Unternehmen werden mit einer Bruttomarge im nächsten Jahr von über 20%. Ist jetzt recht optimistisch von mir, aber sollten die Waferpreise über 0,25 $/W gehen und zugleich die Polypreise über 23 $/kg, dann ist eine Bruttomarge von über 20% gar nicht so optimistisch. Genau dieses Szenario spielt meiner Meinung nach die Börse seit Ende Juni bei Renesola, denn die Aktie hat sich in den letzten 2 Monaten mehr als verdoppelt. Sollte wirklich in den nächsten 12 Monaten bei Renesola eine Bruttomarge von über 20% raus kommen, dann ist die derzeitige Marktkapitalisierung von 414 Mio. $ ein Witz.
Bei den China-Solaris braucht man eigentlich gar nicht großartig auf die Bilanz eingehen, denn alle China-Solaris sind doch recht hoch verschuldet. Das ist auch bei Renesola so wie man an der niedrigen Eigenkapitalquote von 13% sieht. Ist jetzt im Vergleich mit anderen China-Solaris sogar gar nicht so übel.
Aufgrund der hohen Verschuldung der China-Solaris und dass die chinesische Regierung ihre finanziellen Hilfen doch deutlich zurück gefahren hat, besteht bei allen China-Solaris eine hohe Gefahr von großen Kapitalerhöhungen. JA Solar und Canadian Solar haben schon in den letzten Wochen den Anfang gemacht. Je besser die Aussichten und je besser die Zahlen werden, desto höher werden mit großer Wahrscheinlichkeit die Kurse steigen und damit würden die Aktionäre bei einer Kapitalerhöhung nicht so hoch verwässert. Deshalb wird es viele China-Solaris geben die eine notwenige Kapitalerhöhung nach hinten verschieben um sie dann bei höheren Kursen durchzuziehen. Sollte es im nächsten Jahr wirklich einen globalen Solarmarkt von 40 + GW geben und die Modulpreise zumindest stabil bleiben, dann wird wohl diese durchaus gefährliche Refinanzierungsstrategie via Kapitalerhöhung der China-Solaris aufgehen. Wenn nicht, dann wirds für einige China-Solaris hoch problematisch. Derzeit sieht es für mich absolut so aus, als ob im nächsten Jahr die Überkapazitäten so gut wie abgebaut werden durch eine hohe Nachfrage und durch weitere Pleiten von Solarunternehmen, vor allem in China wie z.B. von Chaori Solar. |