...daher erst jetzt meine Antwort:
Zuallererst muss ich festhalten, dass ich hier keinen Streit über irgendwelche Ansichten austragen will. Es geht mir nur darum, herauszufinden, was objektiv richtig und auch logisch nachvollziehbar ist.
Also nochmal zum Öl:
Wenn es nicht die Spekulanten (also Hedge-Fonds, andere Institutionelle und sonstwer, der an einem kurzfristigen Profit auf Kosten der kleinen Leute, die sich gegen Benzinpreisanstiege nur wehren können, indem sie mehr mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen, interessiert war) waren, dann erklär' mir doch einfach, warum der Ölpreis innherhalb kurzer Zeit von 70 auf 140 US-$ anstieg und dann wieder auf bis unter 50 US-$ fiel. Natürlich kann man auch andere Faktoren wie einen Investitions- und Explorationsstau dafür verantwortlich machen, aber das wäre dann eben nur eine künstliche Verknappung eines ansonsten noch nicht hinreichend (zumindest für Preise um 140 US-$) knappen Gutes, um eben künstlich und mit Absicht den Preis hochzutreiben. Mit der grundlegenden Angebots-/Nachfrage-Situation hatte das in meinen Augen überhaupt nichts mehr zu tun. Die hat sich nämlich in den letzten Jahren kaum verändert. Selbst wenn China & Co. ständig mehr nachfragen, so ergibt sich hieraus kein explosionsartiger Preisanstieg. Das kann mir niemand erzählen. Auch bin ich kein Politiker, aber dennoch kann ich einen Zusammenhang zwischen spekulativen Interessen und einer Blasenbildung erkennen. Woher weißt Du eigentlich so genau, wie hoch der Anteil an Termingeschäften am Gesamtmarkt für Öl ist? Mir stehen hierfür leider keine verlässlichen Zahlen zur Verfügung. Daher kann ich nur raten. Aber ich rate mal, dass eine solche "Fahnenstange" wie 2007-2008 nur durch eine Spekulation erzeugt worden sein kann, und eben nicht durch realistische Zusammenhänge wie Angebot und Nachfrage. Aber das führt uns eh weg vom Thema, weil es doch eigentlich darum ging, zu erörtern, ob man Rohstoffe überhaupt fundamental bewerten kann oder nicht. Nach wie vor bin ich eben auch der Ansicht, dass man das nicht kann. Der Preis für Rohöl wird am Markt gebildet und einen anderen Preis/Wert gibt es nicht. Wenn der Markt wegbricht, dann gibt es keine Möglichkeit, einen Preis/Wert für das Öl zu ermitteln.
Der Preis für Öl entspricht auch gleichzeitig seinem Wert. Hier gibt es m. E. keine Diskrepanz und daher auch keine Möglichkeit, diese Diskrepanz irgendwie durch eine fundamentale Analyse festzustellen und dann durch einen Kauf mit einem Abschlag auf den "fair value" auszunutzen. Oder was ist denn der "fair value" von Rohöl, Getreide oder Gold? Bei einem Unternehmen kann ich eine Ertragskraft ermitteln, bei Rohstoffen geht das nicht, weil sie keine Gewinne aus sich heraus erzeugen können.
Innerer und äußerer Wert:
Das passt hier besser rein, deshalb will ich gleich mal ein grundlegendes Missverständnis beseitigen. Für mich bedeutet "innerer Wert" den Wert, den ein Unternehmen auf fundamentaler Basis hat, also z. B. seine nachgewiesene Ertragskraft oder sein net asset value. Der äußere Wert ist für mich die aktuelle Marktbewertung. Daher haben wir da wohl aneinander vorbei geredet. Im Englischen gibt es dafür die Begriffe "explicit value" und "implicit value". Ersterer gleicht der fundamentalen Bewertung eines Unternehmens, letzterer spiegelt die aktuelle Marktbewertung wider. Einen Rohstoff kann man nicht fundamental bewerten, daher hat er für mich auch keinen explicit value oder inneren Wert. So wie Du das definierst, kann ich Dir natürlich zustimmen.
Inflation:
Das was Du geschrieben hast, ist ja korrekt. Der Punkt war aber doch, dass Banken einerseits sich Geld von ihren Kunden per Spareinlagen leihen und dieses Geld dann an andere Kunden weiterverleihen. Die Differenz im Zinssatz ergibt den Profit für eine Bank. Spareinlagen sind allerdings - korrekt festgestellt - kurzfristige Verbindlichkeiten. Langfristig vergebene Kredite sind - wie der Name schon nahelegt - langfristige Vermögenswerte. Wenn eine Bank nun bei hoher Inflation auf ihre kurzfristigen Bilanzwerte Abschreibungen vornehmen muss, langfristige hingegen Zeit haben, inflationäre Phasen "auszusitzen", dann werden m. E. doch eher die Verbindlichkeiten reduziert. Die Schulden der Bank fallen im Wert, wohingegen die vergebenen Kredite Zeit haben bis zur Fälligkeit, wenn eine hohe Inflation schon längst wieder Vergangenheit sein kann. Banken leihen sich ja kurzfristig Geld und verleihen es langfristig weiter. Das ist ja die Grundlage ihres Geschäftsmodells. Aber wenn die langfristigen Kredite (Vermögenswerte) kaum von einer mehrjährigen Phase der Inflation berührt werden, wohingegen die kurzfristigen Spareinlagen (Verbindlichkeiten) sich im Wert reduzieren, dann ist das doch in meinen Augen kein Nachteil für eine Bank. Natürlich werden Banken kurzfristig tendenziell eher zu Gläubigern, was in einer hochinflationären Phase immer schlecht ist. Aber diese Phase geht eben auch wieder einmal vorbei und kurzfristig profitiert die Bank sogar davon, während sie langfristig wohl auch eher keinen Nachteil hat. Wenn eine hohe Inflation von 20% oder mehr über Jahrzehnte anhalten sollte, dann ist das allerdings ein Problem, das sehe ich ein. Das ist dann allerdings für uns alle schlecht - außer, wir haben unser Kapital in Unternehmen oder Immobilien angelegt. Rohstoffe dürften natürlich auch profitieren (sind ja schließlich auch Sachwerte), allerdings löst das nicht das Problem der fundamentalen Bewertung derselben.
Hausse und Baisse:
OK, ich gebe zu, dass ich da nicht so lange drüber nachgedacht habe. Sinn machen unser beider Definitionen m. E. aber nicht wirklich. Können wir uns nicht darauf einigen, dass eine Hausse zu Ende geht, wenn die Euphorie nachlässt (und dann irgendwann wohl auch Verkaufspanik einsetzt)? Dann geht eine Baisse eben auch zu Ende, wenn die Panik wieder nachlässt und langsam wieder Zuversicht (Euphorie wohl erst später) aufkommt. Man kann sich hier über die genaue Definition lustig streiten, aber das bringt uns wohl auch nicht weiter. Euphorie steht für mich eben eher für eine Hausse und Panik eher für eine Baisse. Wo genau das eine aufhört und das andere anfängt, darüber streiten sich wohl auch noch die Gelehrten eine Weile.
Aktien und Inflation:
Ganz kurz: Soros und Rogers sind für mich reine Spekulanten, keine Investoren. Daher kann ich mit deren Gerede auch nichts anfangen. Sorry! Dass Aktien von unterbewerten Unternehmen aber langfristig alle anderen Anlageklassen schlagen, steht für mich außer Frage. Es hängt natürlich etwas vom betrachteten Zeitraum ab. Phasen hoher Inflation sind für Rohstoffe sicher von Vorteil. Aber auch Aktien (und Immobilien in guten Lagen sowie fast alle anderen Sachwerte) haben von hoher Inflation regelmäßig profitiert, wohingegen Geldwerte wie das Sparbuch, Fest- oder Tagesgeld u. ä. ein jämmerliches Bild abgegeben haben. Von Vorhersagen halte ich allerdings eher wenig. Da kann man mal richtig und mal voll daneben liegen. Je mehr Vorhersagen einer macht, desto öfter liegt er auch richtig. Reine Wahrscheinlichkeitsrechnung, sonst nichts.
"Persönlich":
Bei der Frage, wie sich in den nächsten Jahren die Inflationsrate enwickeln wird, gehen unsere Ansichten wohl nicht weit auseinander. Allerdings bist Du eben der Ansicht, dass Banken dadurch zu den Verlierern zählen werden, was ich anders sehe. Gute Banken werden in meinen Augen auf lange Sicht (über die nächsten 5-10 Jahre) eher von diesem Umfeld profitieren. Und mal ehrlich: Der jüngste Anstieg war doch nichts, wenn man sich den Kursverfall zuvor anschaut. Das kann man m. E. nicht als echte "Blase" im Bankensektor bewerten. Wenn, und ich sage ausdrücklich wenn sich die Weltwirtschaft wieder erholt und auch die Kreditklemme und Subprimekrise irgendwann behoben sein wird, dann spricht für mich nichts dagegen, dass gute Banken sich auch sehr viel besser erholen als ihre schlechten Pendants. Zu den guten zähle ich eben auch noch BCS. Hoffen wir mal, dass nicht irgendwas ans Licht kommt, was meine Einschätzung fehlerhaft erscheinen lässt. Aber ich gebe natürlich zu, dass ich auch etwas von der Rallye bei BCS überrascht wurde, sonst hätte ich natürlich noch mehr Aktien und Calls gekauft. Genügend Kohle lag ja herum. Aber auf dem momentanen Niveau ist mir die Unterbewertung nicht mehr groß und damit sicher genug, um noch weiter dazuzukaufen. Vielleicht, wenn die Aktien noch einmal abtauchen, wer weiß. Jedenfalls glaube ich, dass BCS seinen fair value noch nicht erreicht hat. Aber wie ich das bei einem Rohstoff merken soll, das leuchtet mir nicht ein. Daher sage ich ganz klar nein zu Rohstoffen an sich. Aber ein Rohstoff-Unternehmen könnte durchaus eine gute Alternative sein. Wir werden sehen. Kommt Zeit, kommt ERKENNTNIS. |