Ich sehe auch die Vorteile, die Einfachheit, die Auswahl, der gute Preis, die Möglichkeit überall Lieblingszeitschriften zu lesen, die Zoomfunktion oder Lesefunktion je nach Geschmack, das Sammeln von Artikeln mittels Lesezeichen usw. Allerdings denke ich, dass noch etliche Jahre ins Land gehen werden bis da wirklich Änderung im großen Stil sichtbar wird. Man denke an die Verlagshäuser, die Druckereien, die Bahnhofskioske, die vielen Arbeitsplätze in der gesamten Branche. Readly und die zahlreichen Mitstreiter (die gerne vergessen oder klein geredet werden) sind abhängig von den Verlagen. Bevor Readly nicht in Größenordnungen der großen Verlagshäuser vordringt, was Abonnenten anbelangt, können sie kaum Druck ausüben und ihre großen Vorteile nicht ausspielen, das Sammeln von Datenpunkten, Leseverhalten, Werbestrategien, Personalisierung der Inhalte (individuelle Werbung in Zeitschriften, die für jeden Leser anders ist). Wenn sie es schaffen zu wachsen und Dimensionen erreichen, die es den Verlagshäusern schwer macht sie zu ignorieren und quasi zur Kooperation zwingt, dann werden die Dominos fallen und die vielgenannte Disruption stattfinden. Dafür braucht es weiterhin Geduld, Geld (kleiner und großer Investoren), Verhandlungsgeschick mit den Verlagen und Alleinstellungsmerkmale, die Readly vor den Wettbewerbern platzieren. Daher bin ich der Meinung, dass es noch ein langer, steiniger Weg zum Erfolg sein wird, der weiter Nerven kosten wird. Zudem die Gefahr, dass ein Riese (Apple, Amazon) mal eben nicht einen Verlag, sondern gleich zwei oder drei Verlage mit Geld zur Zusammenarbeit „überzeugt“. Auch wenn das Wachstum „gesund“ ist, so ist es doch sehr überschaubar und einer der genannten Apple, Amazon oder ein ganz anderer kann auch noch in ein, zwei Jahren das Konzept von Readly in den Schatten stellen. Ich bleibe vorsichtig optimistisch.
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