Choulidis: Zusammenschluss sinnvoll - Operatives Geschäft des TecDax-Neulings läuft rund Von Heidi Rohde, Frankfurt Börsen-Zeitung, 5.9.2009 Die Ertragslage beim kleinen Maintaler Mobilfunk Service Provider Drillisch wird weit mehr von der Beteiligung am Branchenprimus Freenet beeinflusst als vom eigenen operativen Geschäft. Das hat dem TecDax-Aufsteiger unterm Strich heftige Ausschläge beschert, im vergangenen Jahr tief in rotes Terrain, dann im ersten Halbjahr 2009 einen kräftigen Ertragssprung. Allerdings wollte Vorstandssprecher Paschalis Choulidis ursprünglich in anderer Art und Weise von Freenet profitieren. Der Drillisch-Mitbegründer strebte eine aktive Rolle in der Konsolidierung des Mobilfunkmarktes in der Service-Provider-Branche an, betrieb bekanntlich als Juniorpartner von United Internet die Aufspaltung von Freenet in der Hoffnung, das Mobilfunkgeschäft mit dem eigenen zusammenzuführen. Und einen solchen Zusammenschluss behält er im Auge, hält ihn "weiterhin für sinnvoll", so Choulidis im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Deshalb halte man schließlich an der Beteiligung fest, unterstreicht der Manager. Einschließlich einer Call-Option kommt Drillisch direkt und indirekt - über MSP Holding zusammen mit United Internet - auf rund 12,5 % an Freenet. Die "Call-Option läuft noch eine Weile und ist gut im Geld", lässt Choulidis wissen. In jedem Fall stehen die Zeichen nicht auf Verkauf. Im Gegenteil: Ein Schulterschluss mit Freenet bleibe "sinnvoll", und "irgendwann" werde man sich auch darüber unterhalten, versichert der Drillisch-Chef, der mit der operativen Performance bei Freenet inzwischen "sehr zufrieden" ist und auch zum Management ein "gutes Verhältnis" hat. Allerdings will Choulidis die Aufräumarbeiten bei Freenet, also die Integration von Debitel und die strategische Neuaufstellung, erst mal in Ruhe abwarten. Plus von 80 Prozent Vorläufig "konzentrieren sich beide Unternehmen auf Shareholder Value". Dabei hat Choulidis eine Wette mit Analysten laufen: 2011 soll die Freenet-Aktie wieder 20 Euro Wert sein. Wo Drillisch dann stehen soll, lässt er offen. Zum Wochenschluss notierte das Papier bei 3,60 Euro (+ 4,4 %), ein sattes Plus von 80 % seit Ende Juni. Damit liegt die Marktkapitalisierung bei rund 192 Mill. Euro. Die Aufnahme des Unternehmens in den TecDax sollte den Kursverlauf weiter beflügeln. Aber für den Unternehmer steht fest, dass er seine Drillisch-Anteile (zusammen mit seinem Bruder hält Choulidis noch gut 7 % des Grundkapitals) nicht gegen Bares, sondern nur gegen eine Beteiligung am Käufer hergeben würde. Nachdem United Internet mit seinen Zielen bei Freenet schon weitgehend zum Zuge gekommen ist und seine Direktbeteiligung verkauft hat, rechnet Choulidis damit, dass das Beteiligungsgeflecht vereinfacht wird, indem die MSP-Holding aufgelöst wird und Drillisch ihre hälftige Beteiligung direkt übernimmt. Mit dem eigenen operativen Geschäft ist der Drillisch-Chef sehr zufrieden, obwohl er einräumen muss, dass Umsatzwachstum angesichts des Preisverfalls in der deutschen Mobilfunk-Landschaft vorläufig nicht drin ist. Im ersten Halbjahr blieben die Erlöse mit 162,4 Mill. Euro um 6,5 % hinter der Vorjahresperiode zurück, und auch im Gesamtjahr "werden wir wohl unter Vorjahr bleiben", avisiert der Manager. Er deutet jedoch zugleich an, dass die bisherige Prognose beim operativen Ergebnis (Ebitda) übertroffen werden könnte, denn "im ersten Halbjahr haben wir schon über die Hälfte unseres Jahresziels von 41 bis 42 Mill. Euro erreicht. Und man weiß ja, dass in unserem Geschäft die erste Jahreshälfte nicht unbedingt die stärkste ist." Kein Wachstum Drillisch hat sich laut Choulidis frühzeitig in Wachstumsfeldern wie "Discount-Segment" und mobiles Datengeschäft positioniert, die "beide ordentlich wachsen". Jedoch kompensieren die Zuwächse bisher nicht die Umsatzeinbußen im traditionellen Geschäft, wo die Provisionen der Netzbetreiber zurückgehen und somit die Erlöse drücken. Allerdings werde dies zum Teil durch niedrigere Einkaufspreise für die Minutenkontingente aufgefangen. Drillisch konzentriert sich auf die Steigerung der Ertragskraft und will die Rohertragsmarge sowie auch die Ebitda-Marge weiter ausbauen. Im ersten Halbjahr 2009 lagen diese Kennziffern bei 23 % bzw. 13,1 %. Konkrete Zielvorgaben will Choulidis dabei nicht nennen, aber "bisher sind wir stetig ein bisschen besser geworden, und das soll so weitergehen". Quelle: Börsen-Zeitung, 05.09.2009 auf Seite 11 |