Investor's Daily Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 8. April 2008 * Wenig positive Nachrichten * US-Konjunkturdaten * E-Mail an Redaktion und Verlag * Empfehlen Sie "Investor's Daily" weiter * Besuchen Sie uns im Internet Wenig positive Nachrichten von Jochen Steffens Der heutige Tag im Dax kann als Retest der 6.700er Marke durchgehen, aber eigentlich hätten die Kurse dynamisch weiter ansteigen müssen. Gut, heute Abend wird das Fed-Sitzungsprotokoll erwartet. Da bei der letzten Fed-Sitzung einige Fed-Mitglieder bereits gegen die deutliche Zinssenkung gestimmt haben, wird der Markt in Sorge sein, dass in dem Sitzungsprotokoll die Inflationssorgen zu deutlich betont werden oder irgendetwas darauf hinweist, dass die Zinsen nicht mehr weiter gesenkt werden. Das drückt aktuell die Kurse. Es wäre aber gut, wenn die 6.700 Punkte hält. Das, was wir gerade seit dem Tief erleben, ist die erste Gegenbewegung, die man nach dem Einbruch als solche bezeichnen kann. Wie Sie wissen, gibt erst die Gegenbewegung Aufschluss über die tatsächliche Verfassung des Marktes. Erst diese wird uns zeigen, was mit dem Markt wirklich los ist und nichts anderes. Würde man nur auf die Nachrichten hören, käme man zu dem Schluss, alles zu verkaufen. Aber zu diesem Schluss würde man dann in nahezu jeder Konsolidierung kommen. Viele fundamental negative Nachrichten Die Nachrichten folgen den Kursen, werden umso düsterer, je weiter die Kurse fallen. Offenbar werden in solchen Phasen Nachrichten von den Medien, den Journalisten und Redakteuren anders „interpretiert“, ausgewählt oder gewertet. Anders ist dieser Unterschied nicht zu erklären. Schaut man sich das an, was im Moment als Fakten durch die Medienlandschaft geistert, muss man eigentlich bearish werden: Der hohe Ölpreis belastet den Konsum und die Gewinnmargen der US-Unternehmen. Dabei ist relativ sicher, dass wir nie wieder wirklich günstige Preise erleben werden, einfach weil die steigende Nachfrage nur noch durch teurere Produktionsstätten befriedigt werden kann. Die Immobilienkrise führt zu steigenden Arbeitslosenzahlen und damit ebenfalls zu einer sinkenden Konsumbereitschaft in den USA. Beides wirkt sich auf die US-Unternehmensgewinne dämpfend aus. Dann ist zu lesen, dass Finanzmarktkrisen in der Geschichte oft der Auslöser für längere schlechte Phasen an den Börsen gewesen ist, und es sähe so aus, als wäre die Krise noch lange nicht vorbei. Zumindest sollen noch einige Abschreibungen auf uns zukommen. China, das Ende einer Blase? Aber auch aus der restlichen Welt kommen negative Nachrichten: Asien, insbesondere China, hat mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen, insbesondere mit einer hohen Inflation, aber auch mit Unruhen in den Provinzen. Es besteht die Gefahr, dass China nicht mehr lange die aktuellen Wachstumsraten durchhalten kann, natürlich ganz besonders dann, wenn die US-Wirtschaft schwächeln sollte. Wenn das passiert, wird das Land seine Funktion als Wachstumsmotor in der Region verlieren. Ist also die Aktienblase in China kurz vor dem Ende? Welche Auswirkungen hätte das wiederum rückwirkend auf die großen Unternehmen in den USA und Europa? Wahrscheinlich würde auch das die Unternehmensgewinne zusätzlich belasten. Soziale Unruhen durch Nahrungsmittelpreise Die Nahrungsmittelpreise explodieren, gerade ist der Reispreis dabei, zu haussieren. Prompt wird von mehreren Stellen vor sozialen Unruhen in der Welt gewarnt, für den Fall, dass die Nahrungsmittel noch teurer werden. Soziale Unruhen, die vielleicht ganze Staaten erfassen, können sich ebenfalls als Belastungsfaktor für die Weltwirtschaft erweisen. Das Ende der deflationären Einflüsse Und selbst von mir lesen Sie, was die langfristigen Prognosen anbetrifft, bearishe Kommentare. Meiner Meinung nach befindet sich die Welt mit hoher Wahrscheinlichkeit am Anfang einer langen Phase der Inflation. Als Grund habe ich das Ende der deflationären Wirkungen der Globalisierung genannt. Das ist nur ein kleiner Teil der schlechten Nachrichten, aber er reicht schon, um wenig hoffnungsfroh in die Zukunft zu blicken. Schafft die Fed es noch einmal, dagegen zu halten? Aber die Fed steuert dagegen, mit niedrigsten Zinsen, die Regierung hofft auf Konjunkturprogramme. Wird also der Motor der Weltwirtschaft noch einmal anspringen? Werden wir noch einmal einen wirtschaftlichen Schub erleben, der sich in den Kursen ausdrücken wird? Gehen wir einmal davon aus, dass es funktioniert, was passiert dann mit den ganzen schlechten Nachrichten? Schaut man genau hin, werden diese sich nicht in Luft auflösen, sie sind immer noch vorhanden. Die US-Immobilienkrise wird zum Beispiel seit 2003 angemahnt, der Ölpreis stieg auch in der Zeit der Hausse auf neue Hochs. Geopolitische Probleme gab es in den letzten 5 Jahren viele. Aber diese Nachrichten werden, wenn die Kurse steigen, anders gewichtet. Nicht nur, dass die Anleger sie weniger interessiert wahrnehmen, auch die Journalisten und Redakteure schreiben in Boomphasen lieber über all die positiven Aspekte, die ganz bestimmt zu weiter steigenden Kursen führen... In letzter Zeit bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das Verhältnis der möglichen positiven und negativen Nachrichten nicht ansatzweise so stark schwankt, wie man meistens denkt. Auf jeden Fall ist der subjektive Einfluss der Beteiligten auf die Nachrichtenlage derart groß, dass man sich über die Medien kein objektives Bild verschaffen kann. Vor allem wenn sie „zu“ positiv, oder „zu“ negativ sind. Der Markt hat immer Recht Also entscheidet letzten Endes der Markt, wo es lang geht. Wie gesagt, die aktuelle Gegenbewegung ist ein erster, aber entscheidender Hinweis. Scheitert diese, gibt es zwar noch ein, zwei weitere Möglichkeiten für die Bullen, aber es wird dann deutlich enger. Sollte es jedoch spätestens ab September / Oktober nicht zu einer Rallye kommen, müssen wir davon ausgehen, dass die Kurse auch noch weit ins Jahr 2009 und sogar 2010 hinein nicht mehr weiter steigen können. Ob wir in diesem Fall in den nächsten Jahren überhaupt noch neue Hochs erleben, ist mehr als fraglich. Schafft es diese Gegenbewegung jedoch eine dynamische Stärke zu entwickeln, werden bald auch positive Nachrichten folgen. Spätestens wenn neue Hochs erreicht werden, wird kaum noch jemand die negativen Nachrichten beachten. |