Mancher wird sich fragen, ob die Milliardeninvestition in ein neues Zellstoffwerk in Brasilien notwendig ist. Ich bin der Meinung, daß es riskant aber langfristig ohne Alternativen ist. Das Hauptproblem liegt m.M.n. darin, daß die wesentlichen Patente für Lyocell abgelaufen sind und die Technologie am freien Markt von Engineering-Firmen gekauft werden kann. Dazu kommt, daß man außer der Bekanntheit des Namens TENCEL (R) keine weiteren Argumente wie besondere Qualiät bei den Lyocell-Fasern vorweisen kann. Ergo werden die wie Pilze aus dem Boden schießenden Konkurrenten (die zum Teil aus ganz anderen Geschäftsfeldern kommen und von den Gewinnen der LENZING AG geködert wurden), mit Sonderpreisen ins Geschäft kommen (was bei den derzeitigen Spezialitätenpreisen für Lyocell und der darunter liegenden Marge leicht möglich ist). Der Preisverfall, der Verlust der Marktführerschaft und das Dahinschwinden des "Spezialitäten"-Labels werden der Firma schwer zusetzen. Was bleibt, das ist die Größe der Firma am Weltmarkt. Wenn es jetzt in Richtung Commodity mit der Hauptspezialität Lyocell-Faser geht, dann muß man auf vertikale Integration mit eigener Zellstoffversorgung setzen, was sich kleinere Mitbewerber vielleicht nicht leisten werden können. Apropos: die verkündeten neuen Produkte sind alle ferne Zukunftsmusik, die vielleicht auf Sicht von 3 Jahren einmal 1% des Gewinnes ausmachen können. Die LENZING R&D hat leider den Riesenfehler begangen, nicht zu erkennen,daß man auch aus anderen schnellwachsenden Hölzern außer Eukalyptus Chemiefaserzellstoff produzieren kann. Sukanto Tanoto hat das nicht gemacht und kann deshalb den Viskosefasermarkt mit seinem integrierten Werk in Riau nunmehr weitgehend steuern. |