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News - 27.11.06 12:16 RWE wird zum Spekulationsobjekt
Der Vorstand von RWE ist besorgt wegen des rasanten Anstiegs des Aktienkurses. In den vergangenen Wochen sind die Notierungen selbst an schwachen Tagen bei hohen Umsätzen kräftig nach oben geschnellt - ein Indiz für gezielte Aufkäufe größerer Pakete. Über die Motive wird spekuliert.
DÜSSELDORF. Die Führung des Energiekonzerns ist darüber so beunruhigt, dass sie die Kursbewegungen schon bei einer Vorstandssitzung thematisierte, wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfuhr. Die Investoren seien aber unbekannt. Man vermute, dass sich Hedge-Fonds wegen der anhaltenden Übernahmespekulation in der Branche mit der Aktie eindeckten oder auf die Ausschüttung einer Sonderdividende hofften.
Im Laufe des Montagmorgens legte das Papier zeitweise knapp 5 Prozent auf das Allzeithoch von 90,81 Euro zu. Seit Anfang des Jahres haben die RWE-Aktien rund 17 Prozent gewonnen, allein am vergangenen Freitag legte der Titel um 3,3 Prozent auf 86,54 Euro zu - in einem ansonsten ausgesprochen schwachen Markt. Auch beim Volumen lag RWE mit einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro deutlich an der Spitze. "Es ist offensichtlich, dass sich aggressive Käufer mit RWE-Aktien eindecken", sagte ein Händler. Seit Anfang November ist der Kurs um stolze zehn Euro gestiegen.
Im selben Zeitraum wurde am Markt mehrfach über mögliche Großinvestoren spekuliert - allen voran über den russischen Gazprom-Konzern. Sein Interesse an einem verstärkten Engagement in Deutschland ist zwar bekannt. In Unternehmenskreisen wird dabei auch der Name RWE genannt. Der Konzern betont aber, dass er zur Zeit keine konkreten Pläne beim größten deutschen Stromkonzern verfolgt. Am Freitag dementierte er energisch, hinter den gegenwärtigen Aktienkäufen zu stecken.
Zudem wird Dubai als potenzieller Aktionär gehandelt. Die Investmentgesellschaft des Golfemirats hat angekündigt, sich an deutschen Unternehmen beteiligen zu wollen. Im Visier hat es eine Reihe von Konzernen - offenbar auch RWE.
"Etwas Konkretes gibt es zur Zeit nicht, aber viel Raum für Spekulationen", sagt Analyst Peter Wirtz von der WestLB. Hedge-Fonds witterten Chancen auf Kursgewinne. Das Risiko sei dabei begrenzt, da die RWE-Aktie verglichen mit europäischen Konkurrenten um zehn bis 15 Prozent unterbewertet sei.
Den Anlass für die Spekulationen hat RWE-Chef Harry Roels selbst geliefert. Durch den erfolgreichen Verkauf der Wasser-Tochter Thames Water hat er die Kasse so sehr gefüllt, dass das Unternehmen nach Einschätzung der Analysten von Sal. Oppenheim ein reizvolles Ziel für Investoren geworden ist. Der Konzern, den zu Roels Amtsantritt noch Nettoschulden von über 23 Mrd. Euro drückten, verfügt inzwischen über eine positive Nettofinanzposition von über zwei Mrd. Euro. Der für das kommende Jahr geplante Verkauf von American Water dürfte weitere sieben Mrd. in die Kasse spülen. Gleichzeitig weiß Roels nicht so richtig, wie er das Geld investieren soll. Auf größere Übernahmen verzichtet er, weil er die aktuellen Preise als zu hoch erachtet. Hedge-Fonds könnten deshalb spekulieren, dass Roels in der Not die ohnehin hohe Dividendenausschüttung noch einmal aufstockt, wie es in RWE-Kreisen heißt.
Einem Angriff auf die Mehrheit dürfte dagegen die komplexe Eigentümerstruktur entgegen stehen. Neben größeren Aktionären wie Allianz, Münchener Rück, privaten und Institutionelle Anlegern sind auch zahlreiche Kommunen und Kreise beteiligt. Nach den letzten verfügbaren Daten halten sie 31 Prozent der Aktien. Zwar haben einige Kommunen angekündigt, ihre Anteile zu verkaufen, einflussreiche Städte wie Essen oder Dortmund sehen das Investment aber als strategische Beteiligung.
Quelle: Handelsblatt.com
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