Lebensmittel Coca-Cola testet Wunderkraut als Zuckerersatz In Paraguay süßen Indianer ihre Nahrung seit Jahrhunderten mit der Stevia-Pflanze. Nun interessiert sich auch der US-Konzern dafür. Das Kraut könnte die Produktion von Cola und Fanta revolutionieren - dank gesundheitsfördernder Eigenschaften. Die Zucker-Lobby läuft bereits Sturm. Foto: REUTERSStevia: Das Wunderkraut der Indianer soll Paraguay einen neuen Aufschwung bescheren
300 mal süßer als Zucker, kalorienfrei und zu hundert Prozent natürlich ist das Produkt, mit dem Paraguay die weltweite Lebensmittelindustrie revolutionieren will. Schon vor Jahrhunderten tauchten die Guaraní-Indianer in dem südamerikanischen Land die Blätter der Stevia-Pflanze (stevia rebaudiana bertoni) in ihre Heilgetränke, um sie schmackhafter zu machen. Nun befassen sich internationale Industriekonzerne mit dem Kraut, dass süßt, ohne dick und abhängig zu machen. Der 60 Zentimeter hohe Strauch, der in seiner Heimat den Namen „süßes Kraut“ trägt, hat die Aufmerksamkeit des Getränkekonzerns Coca-Cola auf sich gezogen. Nun hofft Paraguay auf klingende Kassen. Weiterführende links Coca-Cola ist die wertvollste Marke der Welt Wie Coca-Cola den Rivalen Pepsi schlagen will Coca-Cola setzt auf stille Wassergetränke Coca-Cola gönnt sich selbst ein Denkmal Coca-Cola und die Cargill-Gruppe, einer der bedeutensten US-Lebensmittelhersteller, haben kürzlich ihre Pläne vorgestellt, einen Süßstoff unter dem Namen Rebiana auf Basis von Stevia zu produzieren. „Coca-Colas Ankündigung hat großes Interesse ausgelöst“, sagt der Vorsitzende der paraguayanischen Stevia-Handelskammer, Nelson Gonzales. Die weltweite Nachfrage sei derzeit enorm hoch. Ein Kilogramm Stevia-Kristalle, gewonnen aus rund 12 Kilogramm Pflanzenblättern, kostet je nach Reinheitsgrad derzeit umgerechnet zwischen 30 und 70 Euro. Aus dieser Goldgrube will Paraguay, wo die Hälfte der rund sechs Millionen Einwohner in Armut leben, nun Profit schlagen. Die Regierung wirbt derzeit um internationale Anerkennung als Ursprungsland der Stevia-Pflanze. Die Produzenten haben sich bereits unter der Schirmherrschaft des Industrieminsteriums von Paraguay organisiert. Bisher ist Stevia in den USA noch nicht zum Verzehr zugelassen. Die US-Lebensmittelbehörde hat das Kraut als „gefährlichen Nahrungsmittelzusatz“ eingestuft. In der Europäischen Union ist die süße Pflanze nur als Nahrungsergänzungsmittel oder in Kosmetika erlaubt. Die Zucker-Lobby wolle den Import des natürlichen und ungefährlichen Produkts verhindern, kritisiert die Managerin des paraguayanischen Stevia-Produzenten Emporio Guarani, Maria Teresa Aguilera. Pflanze ist angeblich gesundheitsfördernd Studien des medizinischen Instituts an der Universität von Asunción haben ergeben, dass Stevia eine ganze Reihe positiver Einflüsse auf die Gesundheit hat: Es wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und ist förderlich im Kampf gegen Diabetis, Bluthochdruck und Karies. Darüber hinaus hält der Süßstoff, anders als das künstliche Aspartam, Temperaturen bis zu 200 Grad Celsius aus und kann deshalb auch zum Backen verwendet werden. Chemisch hergestellte Süßstoffe wie Aspartam und Saccharin stehen hingegen unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. Schlagworte Stevia Coca-Cola Paraguay Indianer Zucker Anders als in Europa und den USA, wächst in Argentinien, Brasilien und Ecuador der Markt für das süße Kraut. In zehn Jahren hat sich die Anbaufläche im Nordwesten Paraguays von 350 auf 1500 Hektar fast verfünfacht. Auch der asiatische Markt boomt. China hat bereits 20.000 Hektar Stevia angepflanzt und ist damit zum größten Produzenten des Süßstoffs noch vor dem Herkunftsland Paraguay geworden. Vor der chinesischen Konkurrenz hat das Unternehmen Emporio Guarani aber keine Angst. „Die Heimat der Stevia-Pflanze ist genau hier“, sagt Firmenmanagerin Aguilera. Dank des Klimas könne in der Zeit, in der in China eine Ernte heranwüchse, in Paraguay dreimal geerntet werden.
|