Das zeigt z. B. der FTD-Artikel unten, der eine kombinierte Dollar- und Aktien-Krise vorhersagt. Empirisch ist das aber nicht haltbar, weil der Dollar bei fallenden US-Börsen in den letzten Jahren immer stärker wurde. Wie sehr der Dollar als "sicherer Hafen" gefragt ist, zeigte sich zuletzt wieder beim Ausbruch des Nahost-Krieges.
Bei einem Aktien-Crash in USA könnten US-Staatsanleihen trotzdem noch stark gefragt sein (ist Euroland mit Wackelkandidaten wie Italien, Griechenland, Portugal aus der Sicht von US-Großinvestoren nicht auch eine Art "Schwellenland"?). Dabei dürften die Abflüsse aus dem (kleinen) Aktienmarkt durch die Zuflüsse im (5 bis 6 mal größeren) Bondmarkt überkompensiert werden - d. h. die TIC-Zahlen steigen trotz der Aktienkrise.
Der Knackpunkt für den Dollar ist IMHO die zukünftige Zinspolitik der Fed. Zinsfutures preisen bereits eine Zinssenkung in USA für Anfang 2007 ein - auch erkennbar an der invertierten Zinsstrukturkurve (kurzes Ende höher als das lange Ende). Sicher ist aber, dass die zunehmende Inflation weitere Zinsschritte erfordert - die Krise aus einer galoppierenden Inflation wäre ungleich schwerer als eine kurzfristige Rezession. Andererseits darf Bernanke nicht zuviel Luft auf einmal aus der auf Pump basierenden US-Blasenwirtschaft lassen. Dass nachlassendes Wachstum jetzt angeblich inflationsmindernd wirken soll, wie der Fed-Chef in seiner letzten Rede behauptet, halte ich für eine Notlüge. In einem Stagflations-Szenario gilt das nämlich nicht.
FTD, 22.7.06 Börsenausblick Stimmung für Dollar und Aktien getrübt
von Doris Grass, Ute Göggelmann, Claus Hecking und Jens Korte
Die Konjunkturentwicklung in den USA und die anhaltende Welle von Quartalsberichten werden die Finanzmärkte maßgeblich beeinflussen. Dabei wirken sich bei Anleihen, Aktien und im Devisenhandel die Nachwehen der Rede von US-Notenbank-Chef Ben Bernanke aus.
Die Hoffnung auf ein Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA nach der nächsten Sitzung der Fed Anfang August ist inzwischen großer Unsicherheit über den Zinskurs und die Wachstumsaussichten gewichen. Am Devisenmarkt leidet der Dollar noch immer unter den skeptischen Aussagen Bernankes zur US-Wirtschaft.
[de facto hat Bernanke mit seinen "dovischen"/zahmen Zins-Kommentaren lediglich dem kränkelnden Aktienmarkt ein Bonbon zugeworfen. US-Aktien stiegen, weil die "Zinserwartungen" sanken. Aus dem gleichen Grund sank der Dollar. - A.L.]
Am Freitag wertete der Greenback erneut gegenüber allen übrigen Leitwährungen ab und fiel dabei zum britischen Pfund auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni; zum chinesischen Renminbi sogar auf das niedrigste Niveau seit 1993. Der Euro kletterte dabei bis auf 1,2689 $ – und befindet sich damit fast wieder auf dem Niveau vor Beginn der Nahost-Krise. "Die Marktpsychologie ist gekippt: Sie ist zurzeit wieder Dollar-negativ", sagte Folker Hellmeyer, Chefökonom der Bremer Landesbank.
[Man kann auch sagen, dass da Hysteriker am Werke sind, die ihr Prognose-Fähnlein mit jeder Zuckung des Charts in eine andere Richtung hängen - A.L.]
US-Konjunktur im Blickpunkt
Für die kommenden Tage erwarten viele Währungsstrategen eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung der US-Devise. "Wenn der Euro über 1,27 $ steigt und seinen Abwärtstrend der vergangenen Wochen durchbricht, besteht weiteres Potenzial nach oben", sagte Christian Pohl, Leiter Devisenresearch bei der FXdirekt Bank.
[Ich sag es ja - alles Charttechniker mit pseudo-fundamentalen Hintergrundkommentaren - A.L.]
Im Blickpunkt stehen dabei der monatliche Konjunkturbericht (Beige Book) der Fed am Mittwoch sowie vor allem das US-Bruttoinlandsprodukt und der Preisindex PCE-Deflator, die beide am Freitag bekannt gegeben werden. "Liegt der PCE-Deflator über den Erwartungen, wird dies neue Zinsfantasien schüren und dem Dollar Schwung geben", prognostiziert Pohl.
Abwertung des Yen erwartet
Unter Druck steht auch weiterhin der Yen, der zum Euro am Donnerstag auf den niedrigsten Stand seit Einführung der Einheitswährung fiel. "Die Bank of Japan wird die Zinsen nicht so schnell wieder erhöhen, und das belastet den Yen", sagte Hellmeyer. Daher sei eine weitere Abwertung der japanischen Währung gegenüber dem Euro in den nächsten Tagen zu erwarten.
[Komisch, dass der Yen JETZT ERST zum Euro fallen soll, wo die 0-%-Zins-Politik in Japan doch schon viele JAHRE andauert und sich eher eine Wende zu höheren Yen-Zinsen andeutet... - A.L.]
An den Aktienmärkten hat sich die Stimmung zuletzt wieder eingetrübt. Dazu trugen zum Wochenschluss vor allem schlechte Zahlen aus der Technologie- und Software-Branche bei. Dennoch konnten die europäischen Indizes kleine Wochengewinne retten. Sogar der Dax, der am Freitag rund 1,7 Prozent verlor, zeigte per Saldo ein Plus von 0,5 Prozent.
Berg- und Talfahrt
"Für die Marktentwicklung sind weniger die Quartalszahlen sondern die Inflationsgefahren entscheidend", erwartet James Bianco, Präsident der Chicagoer Brokerfirma Bianco Research mit Blick auf die Wall Street. "Was uns fehlt ist ein Ende der Zinserhöhungen. Und sollten jetzt die nächsten Inflationsdaten gedämpfter ausfallen, dann wäre das auch für die Aktienmärkte eine gute Nachricht."
Deutsche Aktienstrategen trauen den Börsen diese Woche keine Kraft für nachhaltige Kursgewinne zu. Frank Schallenberger von Landesbank Baden-Württemberg geht davon aus, dass die Berg- und Talfahrt noch einige Zeit anhalten wird.
Quartalsberichte deutscher Schwergewichte
Spannend wird es aber in jedem Fall. Während sich in den USA die Welle der Quartalsberichte unter anderem mit Kraft, Altria, McDonald's, Boeing und Exxon Mobil fortsetzt, kommt sie in Europa erst richtig in Schwung. 16 Dax-Unternehmen und 30 Firmen aus dem Stoxx 50 veröffentlichen ihre Ergebnisse, vor allem aus der Autobranche, dem Öl-, Pharma- und Telekom-Sektor.
[Die dürften MIES ausfallen, weil der Euro in letzter Zeit so hoch stand! - A.L.]
In Deutschland gehören Schwergewichte VW, DaimlerChrysler, Siemens und BASF dazu. "Der Markt hat seine positiven Erwartungen in die Werte eingepreist", sagte Christian Schmidt von Helaba Trust. Mit entsprechenden Folgen: Liefe es wie in der vergangen Woche, dann würden Quartalsergebnisse die zwar gut sind, aber noch besser erwartet wurden, deutlich abgestraft. Dem einen oder anderen Wert könne ein deutlicher Kursrutsch bevorstehen. "Man muss sich mit der Vorstellung anfreunden, dass die zweistelligen Steigerungsraten der vergangen Quartalsergebnisse, nicht weiter erreicht werden können", so Schmidt.
[sehe ich ebenso - A.L.]
"Ein bisschen über interpretiert"
Lediglich die Bondmärkte profitierten bislang von der Bernanke-Rede und dem Krieg im Nahen Osten, da viele Investoren in den vermeintlich sicheren Hafen der Staatsanleihen fliehen.
[mein Reden oben - A.L.]
"Die Stimmung hat sich weiter aufgehellt", konstatiert Dirk Gojny, Zinsstratege der HSH Nordbank. Der Bund-Future beendete am Freitag die vierte Woche in Folge mit Kursgewinnen.
Allerdings rechnet Heinrich Bayer, Bondstratege der Postbank, diese Woche mit einer leichten Abwärtsbewegung der Kurse. "Der Markt hat Bernankes Rede vielleicht ein bisschen über interpretiert." Auch Gojny hält weitere nachhaltige Zugewinne für unwahrscheinlich.
[Gewinne am Bondmarkt kommen nur, wenn die Zinsen sinken. Die Zinsen sinken nur, wenn sich die Wirtschaft abschwächt UND die Notenbanken gegensteuern. Bei STAGFLATION hingegen - wenn die Wirtschaftsleistung sinkt und gleichzeitig die Inflation anzieht, was mit Zinserhöhungen bekämpft werden muss - haben auch Bonds schlechte Karten, vor allem Coporate Bonds. Dann ist "Cash" der King. - A.L.] |